Gedanken zu den Schriftlesungen 2023
Das so genannte Fest der Heiligen Familie wird am ersten Sonntag nach dem Christtag gefeiert. Im aktuellen Lesejahr, dem Lesejahr B, in dem an Sonn- und Feiertagen bevorzugt das Markusevangelium gelesen wird, stehen für das Fest der Heiligen Familie auch die Lesungen des Lesejahres A, das unter dem Zeichen des Matthäusevangeliums steht, zur Verfügung.
In der frühen Kirche entwickelte sich eine Gestaltung des Jahres, die anhand dreier Feierkreise strukturiert war: dem Weihnachtsfestkreis, dem Osterfestkreis und dem Gedenken der Heiligen. Dies ist bis heute so geblieben. Die drei Festkreise sind nicht direkt miteinander abgestimmt: Der Weihnachtsfestkreis beginnt am vierten (im ambrosianischen Ritus in Mailand am sechsten) Sonntag vor dem 25. Dezember und endet am Sonntag nach dem 6. Jänner (früher am 2. Februar zu Mariä Lichtmeß/Darstellung des Herrn); er ist um den 25. Dezember herum konzipiert.
Schriftlesung zum Fest des Hl. Stephanus zum Download
Mit dem ersten Satz der Morgenmesse am Christtag macht Jesaja (62,11f) klar, dass es heute um eine Botschaft für alle Menschen geht: „Siehe, JHWH hat es bekannt gemacht bis ans Ende der Erde.“ Wer die Weihnachtsgottesdienste mitfeiert und die Texte der Schriftlesungen hört, ist eingeladen, sich zu einem Anwalt dieser universalen Botschaft zu machen, die sogar unsere eigenen Egoismen überwinden will (vom Weltfrieden reden wir gerne, aber auch die unüberbrückbare Grenze zum Menschen neben uns soll überwunden werden?). Wie so oft, setzt der Psalm, den wir beten, heute der 97. Psalm, voraus, dass wir danach suchen, wie sich die gute Botschaft ausweiten lässt – auf die vielen Inseln, ja auf alle Völker:
Wie lesen wir die Texte des heutigen Weihnachtsabends? Was können sie uns noch sagen – gehört haben wir viele davon schon oftmals, ihr Klang ist heute vielleicht überlagert vom Glanz der Lichter und all dem Schönen und auch dem uns Ängstigenden, das wir vielleicht mit diesem Fest verbinden. Hören wir einen Moment auf die Texte.
Schriftlesung zum Heiligen Abend zum Download
Mit dem vierten Adventsonntag treten wir heuer schon fast in den Weihnachtsfestkreis ein, begehen wir doch heute schon den Vorabend des Christtages, dessen Beginn: den Heiligen Abend. Was wollen uns die Texte der Liturgie so knapp vor dem Weihnachtsfest noch mitgeben – knapp und in aller Eile, bevor das Weihnachtsfest beginnt?
Schriftlesung zum 4. Adventsonntag zum Download
Die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Thessaloniki (1 Thess 5,16–24) beginnt mit einer hoffnungsvollen Einladung zur Freude: „Freut euch zu jeder Zeit.“ Sie enthält vier weitere kleine Aufforderungen, die mir jedes Mal, wenn ich sie lese, sehr zu denken geben.
Löscht den Geist nicht aus!
Verachtet prophetisches Reden nicht!
Prüft alles und behaltet das Gute!
Meidet das Böse in jeder Gestalt!
Wie Texte des heutigen Sonntags können gewiss aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden; ein zentrales Motiv ist sicher das Kommen Gottes. Zunächst wirkt das in der Zeit des Advents wenig überraschend, ist diese doch die Zeit der Ankunft: Ankommen kann nur, was zuvor im Kommen war. Vom Kommen Gottes zu reden, wie es die Texte des heutigen Sonntags tun, hat jedoch eine noch weitreichendere Bedeutung. Gott ist nicht das starre, absolute höchste unberührbare Sein, sondern ein Gott der Bewegung.
Am heutigen Marienfest wird etwas besonders deutlich, was für die im Gottesdienst gelesenen Schriftstellen generell gilt: Sie sind nicht Informationen, die uns die Welt erklären wollen, sondern stellen sie in irgendeiner Weise unter eine heilvolle Perspektive. Damit wenden sie sich gegen all die zu allen Zeiten viel zu mächtigen Interpretationen der Welt als einen Ort des Unheils. Dies kann mit dem Ende der ersten Lesung (Genesis 3,9–15.20) und dem Übergang zum Psalm (98,1–4) sehr gut veranschaulicht werden.
Fragen wir uns am Beginn des Kirchenjahres, wie die Texte, die im Gottesdienst gelesen werden, von Gott sprechen. Dabei stoßen wir auf eine Fülle von Bildern, Metaphern und unterschiedliche Arte der Rede.
Beginnen wir mit der Lesung aus dem Buch Jesaja (63,16b–17. 19b; 64,3–7):
Du, HERR, bist unser Vater, Unser Erlöser von jeher ist dein Name. Warum lässt du uns, HERR,
von deinen Wegen abirren und machst unser Herz hart, sodass wir dich nicht fürchten?
Kehre zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbbesitz sind!
Schriftlesung zum 1. Adventsonntag zum Download
Der letzte Sonntag des Kirchenjahres trägt den Namen Christkönigssonntag. Das Fest ist umstritten. Ist es noch zeitgemäß, Christus als König zu apostrophieren? Ob man Christus als König bezeichnen will oder nicht: Wer mit den Lesungen des heutigen Tages einsteigt, erhält sofort ein Bild davon, was sich die Bibel unter einem (guten) König vorstellt. Im Buch des Propheten Ezechiel (34,11f. 15–17) hören wir, wie Gott zum Wohl seiner Schafe selbst das von den Menschen nur ungenügend ausgeübte Hirtenamt übernimmt. Dieses Hirtenamt ist Vorbild für das Königsamt. Was wird vom Hirten und damit auch vom König erwartet?
Ganz unterschiedlich sind die Perspektiven, die uns die Texte des heutigen Sonntags präsentieren: Wir können uns dem Konvolut aus vier Texten (zwei Lesungen, Psalm und Evangelium) zunächst über die Spannung aus Kontinuität und Diskontinuität, Bruch annähern. Die erste Lesung aus dem Buch der Sprichwörter (31,10–13.19f.30f), das zum Teil sehr alte Spruchweisheit enthält, und der 128. Psalm legen den Schwerpunkt auf Kontinuität.
Die biblische Tradition lässt sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen, sie hat verschiedene Schwerpunkte und Richtungen, die einander ergänzen und korrigieren. Beginnen wir mit der Lektüre der für den heutigen Gottesdienst vorgesehenen Schrifttexte, stoßen wir zuerst auf einen Text aus der weisheitlichen Tradition. Diese hat viele Motive aus der Umgebung Israels aufgenommen, die nicht spezifisch für das biblische Denken und nicht ausschließlich dort anzutreffen sind. Wir hören heute einen wunderbaren Hymnus auf die Weisheit, der dem gleichnamigen Buch entnommen ist (Weisheit 6,12–16):
Strahlend und unvergänglich ist die Weisheit;
wer sie liebt, erblickt sie schnell,
und wer sie sucht, findet sie...
Die Auswahl der Texte des heutigen Sonntags stellt uns vor eine ziemliche Herausforderung, wenn wir einen einigermaßen konsistenten Weg durch sie nehmen wollen. Ich beginne der Reihe nach, also bei der ersten Lesung, die wir hören, wenn im Gottesdienst alle Texte gelesen werden. Sie ist entsprechend der christlichen Anordnung der Bücher dem letzten Buch des Alten Testaments entnommen (der jüdisch TeNaCh ist etwas anders geordnet), dem Buch Maleachi (1,14–2,2.8–10):
Haben wir nicht alle denselben Vater?
Hat nicht der eine Gott uns erschaffen?
Warum handeln wir dann treulos,
einer gegen den andern,
und entweihen den Bund unserer Väter?
Schriftlesung zum 31. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Das Evangelium des heutigen Feiertags (Mt 5,1–12) stellt uns vor eine ähnliche Thematik wie das des letzten Sonntags. Da hatte Jesus auf die Frage nach dem wichtigsten Gesetz nicht mit dem Verweis auf ein bestimmtes Gebot geantwortet, sondern die beiden Gebote genannt, die den Rahmen für den Umgang mit all den anderen Gesetzen angeben: die Liebe zu Gott und dem Nächsten. Darin steht er ganz auf dem Boden der heiligen Schriften Israels.
Heute hören wir die sogenannten Seligpreisungen aus der Bergpredigt. Dabei handelt es sich um Worte von höchster poetischer Imaginationskraft, die daran festhalten wollen, dass es eine andere Welt gibt als die, die sich in Hass und Vergeltung verzehrt. Die Analogie zum Evangelium des letzten Sonntags liegt darin, dass man auch diese Worte nicht unmittelbar wie Gebote oder Handlungsanweisungen verstehen darf.
Am heutigen Sonntag nimmt die Frage nach dem Umgang mit dem (biblischen) Gesetz großen Raum ein. Wie kann dessen Aktualisierung gelingen?
Eröffnet werden die Texte mit einem wichtigen Wort, das dem Buch Exodus entnommen ist (22,20–26): „Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen.“ Von großem Interesse ist die Begründung, welche auf die eigene Erfahrung verweist.
Schriftlesung zum 30. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Im Evangelium vom heutigen Sonntag (Matthäus 22,15–21) wollen Menschen, die Jesus kritisch gegenüberstehen, ihm eine Falle stellen und verwickeln ihn in ein Gespräch über die Pflichten gegenüber dem Kaiser. Ist es erlaubt oder sogar geboten, ihm Steuern zu entrichten? Jesus antwortet darauf in einer kreativen Weise. Zunächst bittet er darum, ihm eine Münze zu zeigen.
Schriftlesung zum 29. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Von den für jeden Sonntag vorgesehenen vier Lesungen lassen sich zumeist die Lesung aus dem Alten Testament/der Hebräischen Bibel, der Psalm und das Evangelium sehr leicht in eine inhaltliche Verbindung bringen, wohingegen die neutestamentliche Lesung nicht immer einen direkten Zusammenhang mit den anderen Texten aufweisen muss. Es kann jedoch reizvoll und herausfordernd sein, der Frage nachzugehen, ob und wo man vielleicht Brücken findet, welche auch diese Lesung mit den anderen verbinden, oder wie sich das Bild verändert, bezieht man diese Lesung mit ein.
Schriftlesung zum 28. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Zumindest drei der Texte des heutigen Sonntags können wir wie eine Fortsetzungsgeschichte lesen. Beim Propheten Jesaja (5,1–7) finden wir ein Bildwort, welches das Volk Gottes mit einem Weingarten vergleicht. Der Weingarten bringt leider nicht die erwarteten Früchte, obwohl er gute Voraussetzungen hat und gut gepflegt wird:
Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fruchtbaren Höhe.
Er grub ihn um und entfernte die Steine
und bepflanzte ihn mit edlen Reben.
Er baute in seiner Mitte einen Turm
und hieb zudem eine Kelter in ihm aus.
Dann hoffte er, dass der Weinberg Trauben brächte,
doch er brachte nur faule Beeren.
Schriftlesung zum 27. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Die Lesungstexte des heutigen Sonntags können alle ausgehend von den Passagen des 25. Psalms, die wir im Gottesdienst beten, interpretiert werden.
Zeige mir, Herr, deine Wege, *
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich; /
denn du bist der Gott meines Heiles. *
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag.
Schriftlesung zum 26. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Das Evangelium des heutigen Sonntags kann wie eine erzählerische Ausfaltung dessen gelesen werden, was wir im 145. Psalm heute beten:
Der Herr ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Huld.
Der Herr ist gut zu allen,
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken
Diese Sätze sind eine Zusammenfassung der Botschaft der Heiligen Schriften Israels, des TeNaChs bzw. des Alten Testaments.
Schriftlesung zum 25. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Das Evangelium vom heutigen Sonntag (Mt 18,21–35) ist ein Lehrstück dafür, dass sich eine Religion nicht so leicht auf bestimmte Normen festlegen lässt. Petrus stellt Jesus die wichtige Frage, wie oft er jemandem vergeben müsse, der gegen ihn gesündigt hat und schlägt eine durchaus großzügig bemessene Antwort vor: Bis zu siebenmal. Jesus ironisiert diese Antwort in gewisser Weise: „Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.“
Die Texte des heutigen Sonntags können zum Großteil ausgehend von der Frage nach dem Umgang mit dem Gesetz gelesen werden. Sie können aber auch um die Frage nach der Gemeinschaft gruppiert und als fünf Gemeinschaftsbilder angesehen werden.
In der Perikope des Evangeliums, die wir heute hören (Matthäus 16,21–27), wurde mit der Neuauflage der deutschsprachigen Einheitsübersetzung die Korrektur eines nicht unwichtigen Übersetzungsfehlers vorgenommen. Worum geht es?
Eigentlich sollte man das heutige Evangelium mit dem vom letzten Sonntag (Matthäus 16,13–20) gemeinsam lesen. Da haben wir gehört, dass Petrus auf die Frage, für wen die Schülerinnen und Schüler Jesu ihren Lehrer halten, antwortet: „Du bist der Christos, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Das Evangelium des heutigen Sonntags (Matthäus 16,13–20) stellt eine zentrale Frage in den Mittelpunkt – eine Frage, von der ausgehend wir alle Erzählungen der Evangelien lesen könnten. Genauer handelt es sich um eine Doppelfrage, eine Frage in zwei Stufen, deren Fortgang eine wichtige Entwicklung anzeigt. Jesus frägt seine Schülerinnen und Schüler zunächst: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ Darauf folgen sofort einige Antworten, die sehr plausibel klingen: für Johannes den Täufer, den wiedergekommenen Propheten Elija, den Propheten Jeremia oder einen anderen Propheten. Es fällt auf, dass Jesus durchgängig mit Propheten identifiziert wird. Sein Auftreten war offensichtlich deren Gestalt am ähnlichsten. Danach folgt die zweite Frage: „Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich bin?“ Das ist nicht mehr die Frage, die einen Bericht von anderen erwartet, sondern auf das abzielt, was die Hörerinnen und Hörer selbst denken.
Der heutige Sonntag hat insofern einen eigentümlichen Charakter, als im Evangelium nicht Jesus als Lehrer auftritt, sondern vielmehr ihm eine Lektion erteilt wird (Matthäus 15,21–28). Dieser erstaunliche Umstand, dass Jesus etwas lernen muss, wird durch die Auswahl der anderen Lesungstexte nicht abgeschwächt, sondern – im Gegenteil – noch bestätigt. Die beiden alttestamentlichen Texte, d.h. die Texte aus den Heiligen Schriften Israels (dem TeNaCh), unterstreichen: Was Jesus zu lernen hat, ist schon in den Heiligen Schriften grundgelegt.
Schriftlesung zum 20. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Hören wir auf die Lesungstexte und achten auf das Brauchtum des heutigen Feiertages, sind verschiedene Annäherungen an dieses Marienfest möglich: Gefeiert wird, so können wir zunächst einmal sagen, Maria, die Mutter Jesu, deren mutiges uns selbstbewusstes Auftreten einen wesentlichen Platz in der Geschichte der Erlösung, wie sie das Christentum verkündet, einnimmt. Dies wird besonders im Evangelium deutlich (Lk 1,39–56). Mit dem heutigen Fest verbindet sich der Glaube, dass die wichtige Rolle, die Maria bei der Geburt Jesu spielte, nicht bloß eine Episode in ihrer Lebensgeschichte darstellt. Sie dauert sogar über ihren Tod hinaus an. Was Maria ist, ist aufgenommen zu Gott, ihre Geschichte hat einen unveräußerlichen Platz in der Geschichte Gottes mit den Menschen. Dies aber gibt uns die Hoffnung, dass auch unsere Lebensgeschichten – mit ihrem Gelingen, ihrem Scheitern, ihrem Bemühen und ihrem fragmenthaften Charakter – nicht ins Nichts verlöschen, sondern bei Gott bewahrt sind und ein Bleiben haben.
Schriftlesung zum Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel zum Download
Die Lesungstexte des heutigen Sonntags haben alle die Kraft, als ein Ausgangspunkt für die Betrachtung der jeweils anderen Texte zu dienen. Fragen wir aber zunächst, ob vom Fest der Verklärung des Herrn, das wir letzten Sonntag gefeiert haben, heute noch etwas nachklingt. Haben diese Texte heute noch ein Echo, hallt etwas von ihnen nach? Alles Metaphern des Hörens, nicht des Sehens …
In der Szene der Verklärung befand sich Jesus auf einem Berg, der durch eine Stimme aus einer Wolke zum Gottesberg wurde – der Berg wird zum Resonanzraum für das himmlische Wort. Dabei begegnete Jesus zwei bedeutenden Gestalten: Mose, der den Bund mit Gott entgegengenommen hatte, und Elija, der ihn erneuern wollte. Hören wir von hier aus den heutigen Lesungen zu.
Schriftlesung zum 19. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Heuer fällt das Fest der Verklärung des Herrn auf einen Sonntag und bestimmt die Lesungstexte am heutigen Tag. Diese stellen ein dichtes Geflecht an gegenseitigen Bezügen dar, das wir hier kaum werden aufklären können – allerdings hat uns dieses Eingeständnis schon ein wenig weitergebracht: Das gerade gebrauchte Wort aufklären erinnert an den deutschsprachigen Titel, den dieses Fest in der lateinischen Kirche trägt: Verklärung des Herrn. Was klärt sich in der Verklärung? Wird hier denn etwas klarer? Klärt sich darin gar, wer Jesus ist? Ich habe den Eindruck, dass sich in jener Begebenheit aus dem Leben Jesu, die hinter diesem Fest steht (vgl. Mk 9,2–10), manches klärt, anderes aber vielleicht noch unklarer wird.
Schriftlesung zum 18. Sonntag im Jahreskreis - Verklärung des Herrn - zum Download
Die Texte des vergangenen Sonntags haben wir auf die – soll man es Tugend nennen oder Haltung? – des Schonens hin interpretiert. Die Lesungen von heute will ich gerne unter die Tugend, die Haltung des Nachdenkens stellen. Die Idee dazu gibt der Text der ersten Lesung, welcher dem ersten Buch der Könige (1 Kön 3,5–12) entnommen ist. Gott frägt den jungen König Salomo in einem Traum, welche Bitte er ihm erfüllen solle, woraufhin Salomo antwortet – ob im Traum oder im erwachten Zustand, wissen wir nicht:
Im heutigen Evangelium (Mt 13,24–43) hören wir einen der wichtigsten christlichen Texte gegen religiösen Fundamentalismus und übertriebenes religiöses Eifern. Worum geht es? Jesus erzählt ein Gleichnis – das hat selbst schon etwas Antifundamentalistisches: Ein Gleichnis sagt nicht, wie die Welt ist, und gibt keine direkte Anweisung, wie wir in der Welt handeln sollen, sondern rechnet damit, dass die Wirklichkeit selbst für gleichnishafte Rede offen ist. Gleichnisse haben keine Eindeutigkeit, sondern immer ein gewisses Maß an Offenheit und Vieldeutigkeit. Würden wir die Welt für eindeutig halten, brauchten wir nur zu sagen, wie sie ist und müssten uns nicht um ein Gleichnis bemühen, das erst ausgelegt werden muss.
Schriftlesung zum 16. Sonntag im Jahreskreis zum Download
In der Passage aus dem an die Gemeinde von Rom adressierten Brief des Apostels Paulus, die wir heute im Gottesdienst hören (Röm 8,18–23), findet sich eine bemerkenswerte Formulierung. Paulus schreibt:
Denn auch die Schöpfung selbst wird von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden zur Freiheit der doxa [des Glanzes, der Herrlichkeit] der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung mitjammert und mitklagt bis zum Jetzt.
Schriftlesung zum 15. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Das Evangelium des heutigen Sonntags (Matthäus 11,25–30) wird mit einem Wort Jesu eröffnet: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.“ Was ist denn diese Botschaft, die der Logik der Welt nicht entspricht – dem, was als klug und weise bezeichnet wird – und der sich am ehesten die Unmündigen öffnen können? Was sagen uns die Texte des heutigen Sonntags darüber? Bringen Sie uns einige Splitter dieser Botschaft zu Gehör?
Schriftlesung zum 14. Sonntag im Jahreskreis zum Download
In den biblischen Texten geht es von den ersten Zeilen an um Neuschöpfung. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, die Erzählungen von der Schöpfung am Anfang der Bibel handeln nicht von einem ersten Beginn oder ersten Impuls, sondern werden eigentlich erst Geschichten der Schöpfung, wenn in ihnen und durch sie – in späterer Zeit und zu unserer Zeit – die Hoffnung auf Neuschöpfung transportiert wird. Nicht die Frage nach einem ersten Sein steht am Anfang der Bibel, sondern die Frage, wie dem Sein – dem alten – die Treue gehalten werden kann und es offen werden kann für die unerwartete Erneuerung.
Schriftlesung zum 13. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Die frühen Gemeinden, die wir im Rückblick schon „christlich“ nennen, von denen wir aber eher sagen müssten, es waren Menschen, die Jesus auch nach seinem Tod die Treue halten wollten (sie sprachen gar von seiner Auferstehung und seiner Präsenz im Geist); diese frühen Gemeinden und die Schriftsteller, die ihnen Texte gaben (die Evangelien, die Briefe) standen vor dem großen Problem, wie man den Tod Jesu, des Messias, dem sie nachgefolgt waren, deuten sollte. Das war ein ernstes Problem: Der erhoffte Befreier und Messias war gekreuzigt worden und wie ein Verbrecher zu Tode gekommen. In den heutigen Schrifttexten können wir Versuche des Umgangs damit finden. Tatsächlich waren es vor allem die Heiligen Schriften Israels, aus denen die frühen Gemeinden ihre fragmentarischen Antworten auf diese schwierige Frage schöpften.
Schriftlesungen zum 12. Sonntag im Jahreskreis zum Download
Die erste Lesung, die den Reigen der biblischen Texte eröffnet, die heute in der Liturgie gelesen wird, ist dem Buch Exodus (19,2–6) entnommen. Situiert mitten in der Wüstenwanderung, bringt sie in wunderschöner Weise die Rolle zum Ausdruck, für die Gott Israel aus allen Völkern ausgewählt hat:
Jetzt aber, wenn ihr auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein. Mir gehört die ganze Erde, ihr aber sollt mir als ein Königreich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören.
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Drei der heutigen Lesungstexte zeigen ein gemeinsames Motiv: Dem Opfer als einem Grundvollzug des religiösen Lebens wird die Barmherzigkeit gegenübergestellt. So heißt es in der Lesung aus dem Buch des Propheten Hosea (6,3–6): „Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.“ Dieselbe Kritik am Opfer findet sich auch im 50. Psalm, der heute gesungen wird:
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Das Fest Fronleichnam, das die Präsenz Christi in Brot und Wein, den eucharistischen Gaben, in den Mittelpunkt stellt, beginnt in der ersten Lesung, die dem Buch Deuteronomium (Dtn 8,2–3.14–16) entnommen ist, mit einer unerwarteten Ansage. Zunächst ist davon die Rede, dass Gott das Volk Israel auf seinem Weg durch die Wüste mit dem Manna, dem Brot vom Himmel, gespeist hat. Dann aber heißt es, wie in einer Gegenbewegung:
Er [Gott] wollte dich [Mose] erkennen lassen,
dass der Mensch nicht nur von Brot lebt,
sondern dass der Mensch von allem lebt,
was der Mund des HERRN spricht.
Schriftlesung zu Fronleichnam zum Download
Der Sonntag nach Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes, wird als Dreifaltigkeitssonntag bezeichnet. Das lässt uns rückblickend ein bestimmtes Licht auf die drei großen christlichen Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten werfen: Es wirkt so, als sei Weihnachten vor allem das Fest, bei dem Christus im Mittelpunkt stünde, Ostern das Fest, das Gott den Vater in den Blick rücke, denn nur Gott kann von den Toten erwecken, und Pfingsten schließlich den Geist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das eine gute Zugangsweise ist, erweckt sie doch den Eindruck, als ließe sich die Trinität auf drei Feste aufteilen, die jeweils anders konturiert sind: Sohn, Vater, Geist. Müssen wir nicht viel eher, wenn wir von Trinität reden wollen, im Auge behalten, dass es immer der eine Gott ist, der sich uns in seiner Treue zusagt, dass wir diesen einen Gott aber dreifach umschreiben, wie Hölderlin es sagt?
Schriftlesung zum Dreifaltigkeitssonntag zum Download
Was sagen uns die Texte des heutigen zweiten Pfingsttages, wenn wir erneut vom Psalm ausgehen, der für den heutigen Tag vorgesehen ist? Heute beten wir den kürzesten Psalm des Psalters, jenes biblischen Buches, das die 150 Psalmen enthält. Er umfasst nur zwei Verse:
Lobet den Herrn, alle Völker, *
rühmt ihn, alle Nationen!
Denn mächtig waltet über uns seine Huld, *
die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.
Schriftlesung zum Pfingstmontag zum Download
Vielleicht könnte man den Grundsatz aufstellen, dass alles, was in der Bibel vorkommt, auch irgendwie in den Psalmen zu finden sein muss. Was aber würde das für das Pfingstfest bedeuten, welches wir heute als Fest der Gabe des Geistes feiern? Beginnen wir mit einem Abschnitt aus dem 104. Psalm, der für den Gottesdienst heute vorgesehen ist:
Verbirgst du dein Angesicht, sind sie verstört, /
nimmst du ihnen den Geist, so schwinden sie hin *
und kehren zurück zum Staub.
Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen *
und du erneuerst das Angesicht der Erde.
Das Evangelium des heutigen Sonntags (Johannes 17,1-11) endet mit einem Hinweis auf den aktuellen Zeitpunkt im Kirchenjahr, die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten: „Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.“ Es ist die Zeit nach dem Abschied Jesu, die auch die Zeit des Wartens auf den Geist ist. Wo nehmen wir in dieser schutzlosen Zeit Zuflucht? Zunächst sind die Psalmen eine Zuflucht. Im 27. Psalm beten wir heute:
Höre, HERR, meine Stimme, wenn ich rufe; *
sei mir gnädig und gib mir Antwort!
Mein Herz denkt an dich: Suchet mein Angesicht! *
Dein Angesicht, HERR, will ich suchen.
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Das Fest Christi Himmelfahrt ist vielleicht das eigenartigste christliche Fest, das in den allgemeinen Kalender der christlichen Kirchen Eingang gefunden hat. Was wird denn bei diesem Fest eigentlich gefeiert? Eine Abwesenheit oder eher ein Abschied – vielleicht auch ein langsamer Übergang?
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Aus dem ersten Brief des Petrus (1 Petr 3,15–18) hören wir heute, am 6. Sonntag der Osterzeit, eine wichtige Passage, die an ihrem Beginn zwei Grundhaltungen des christlichen Glaubens zusammenfasst: „Den Herrn Christus aber heiligt in euren Herzen, seid immer bereit, zur Gegenrede (apo-logia) jedem gegenüber, der von euch ein Wort (lógos) über die Hoffnung in euch erbittet“ (1 Petr 3,15).
Schriftlesung zum Sechsten Sonntag der Osterzeit zum Download
Als Evangelium hören wir heute eine Perikope, die sich nur bei Johannes findet (14,1–12) und eine Fülle von Spitzensätzen enthält. Es handelt sich um einen der dichtesten Texte der Bibel. Viele Sätze daraus sind zu Zitaten geworden, die man auch aus ihrem Kontext herauslösen und zitieren kann. Dies zeigt sich schon am ersten Vers:
Euer Herz erschrecke nicht: Glaubt an Gott und glaubt an mich! (14,1)
Allerdings sollten wir den zweiten Teil des Satzes näher am Original übersetzen, hat er doch eine kunstvolle Anordnung:
Glaubt an den Gott
und an mich glaubt.
Schriftlesungen zum Fünften Sonntag der Osterzeit zum Download
Am heutigen vierten Sonntag der Osterzeit hören wir kein Osterevangelium mehr, sondern einen Teil einer Rede Jesu, den uns nur das Johannesevangelium überliefert (Joh 10,1–10). Die Bildwelt, in die uns Jesus mitnimmt, ist die der Hirten und der Schafe. Schnell tritt da der Gedanke auf, dass Christus der Hirt sei, die Glaubenden aber die Schafe. In eine ähnliche Richtung geht auch der für heute ausgewählte 23. Psalm. Gott, der Herr, ist der Hirte, die Glaubenden sind die Schafe. Doch ganz so bruchlos sind diese Bilder nicht. In beiden Texte hat eine Verschiebung statt, die zu beachten nicht unwichtig ist; eine Verschiebung freilich, welche die Bildwelt nicht ganz verlässt.
Schriftlesungen zum Vierten Sonntag der Osterzeit zum Download
In der ersten Lesung des heutigen Tages, die der Apostelgeschichte entnommen ist – genauerhin stellt sie einen Teil der Pfingstpredigt des Petrus dar (Apg 2,14.22–33) – findet sich der zentrale, das Ostergeschehen zusammenfassende Satz: „Gott aber hat ihn [Jesus] von den Wehen des Todes befreit und auferweckt; denn es war unmöglich, dass er vom Tod festgehalten wurde.“ Wir können die Sonntage der Osterzeit so lesen, dass sie allesamt Hilfen anbieten, diesem Satz, den Petrus von Christus aussagt, eine Bedeutung zu geben. Greifen wir dazu aus den heutigen Lesungstexten ein paar Splitter heraus.
Schriftlesungen zum Dritten Sonntag der Osterzeit zum Download
Die Osterzeit dauert, beginnend mit der Osternacht, doch ziemlich lang: Zunächst setzen mit dem Ostersonntag die acht Tage der Osteroktav ein, die ihren Tag eins, den Ostersonntag, eine Woche lang wiederkehren und nachklingen lassen. Dann folgen mehrere Wochen bis Christi Himmelfahrt, jenem Fest, das vierzig Tage nach Ostern gefeiert wird. Dies lässt die Zahl der Tage anklingen, die Jesus in der Wüste gefastet hat und die wiederum ein Echo auf die vierzig Tage der Sintflut und die vierzig Jahre der Wüstenwanderung Israels sind. Mit diesem Fest hören die Erscheinungen des Auferstandenen auf und werden dann in der Folge in eine neue Form seiner Gegenwart übergeführt.
„Dreifach umschreibe du es“ (Hölderlin): drei Annäherungen an Ostern
Für die Feier der Osternacht sind in der Liturgie so viele Lesungstexte wie an keinem anderen Festtag vorgesehen. Ich denke, es gibt drei Wege, auf denen uns diese Texte an das Geschehen der Auferweckung Jesu, das wir heute feiern, heranführen wollen.
Erstens gibt es den Weg über die Lesungen dem Alten Testament, der Hebräischen Bibel, den Heiligen Schriften Israels. Sie zeigen in immer neuen Anläufen, dass Gott der Schöpfer ist, der aus dem Tod Leben werden lässt, der aus dem Chaos Ordnung schafft, der aus der Gefangenschaft hinausführt und neue Lebensmöglichkeiten schenkt. Ich möchte das in aller Kürze an einem Beispiel deutlich machen. Eine der Lesungen ist dem Buch Baruch (3,9–15 und 3,32–4,4) entnommen. Sie preist zunächst in einer Wiederaufnahme des Schöpfungsgedichtes aus Genesis 1, das wir im Übrigen auch heute hören, Gott als den Schöpfer. Dann folgt ein Loblied auf die von Gott geschenkte Erkenntnis:
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Für die Feier der Liturgie am Ostersonntag sind mehrere Möglichkeiten der Textauswahl für die Lesungen gegeben. Die Texte in ihrer Unterschiedlichkeit führen uns in eine reiche Metaphernwelt rund um das Thema der Auferweckung ein, die viel an Gedanken anregen kann, sich aber nicht einfach unter ein gemeinsames Prinzip bringen lässt. Beginnen wir im Folgenden damit, einige dieser Metaphern aufzuzeigen und gehen danach auf zwei weitere sehr unterschiedliche Zugänge zur Auferweckung ein: den des Petrus, dem es um die Wirklichkeit der Auferstehung geht, und den des Johannes, dem es um die neue Wirklichkeit geht, welche aus der Begegnung mit dem Auferstandenen erwächst.
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Für die Feier der Osternacht sind in der Liturgie so viele Lesungstexte wie an keinem anderen Festtag vorgesehen. Ich denke, es gibt drei Wege, auf denen uns diese Texte an das Geschehen der Auferweckung Jesu, das wir heute feiern, heranführen wollen.
Erstens gibt es den Weg über die Lesungen dem Alten Testament, der Hebräischen Bibel, den Heiligen Schriften Israels. Sie zeigen in immer neuen Anläufen, dass Gott der Schöpfer ist, der aus dem Tod Leben werden lässt, der aus dem Chaos Ordnung schafft, der aus der Gefangenschaft hinausführt und neue Lebensmöglichkeiten schenkt. Ich möchte das in aller Kürze an einem Beispiel deutlich machen. Eine der Lesungen ist dem Buch Baruch (3,9–15 und 3,32–4,4) entnommen. Sie preist zunächst in einer Wiederaufnahme des Schöpfungsgedichtes aus Genesis 1, das wir im Übrigen auch heute hören, Gott als den Schöpfer. Dann folgt ein Loblied auf die von Gott geschenkte Erkenntnis:
Der Karfreitag ist ein Feiertag, der eine große Bürde mit sich trägt. An ihm fand ein christlicher Antijudaismus über Jahrhunderte seinen Haft- und Kulminationspunkt. Dieser hatte nicht zuletzt in den so genannten großen Fürbitten einen Ausdruck. Papst Johannes XXIII. begann 1960 mit der Entfernung antisemitischer Wendungen aus der Karfreitags-liturgie, so war fortan nicht mehr von „judiciam perfidiam“ die Rede, die Juden wurden nicht mehr als „perfidis“ bezeichnet. 1970 wurde dann die Bitte um Bekehrung der Juden zu Christus durch die Bitte ersetzt, dass die Juden „in der Treue zu Seinem [d.h. Gottes] Bund und in der Liebe zu Seinem Namen“ bewahrt werden. Damit wurde endlich auch in der Karfreitagsliturgie deutlich gemacht, dass von christlicher Seite der jüdische Weg zum Heil voll anerkannt ist. Das war ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung eines christlichen Antijudaismus. Seither sind viele weitere Schritte gegangen worden, gab es aber von traditionalistischen Kreisen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche auch wieder Rückschritte. In der traditionellen lateinischen Liturgie wollten manche Kreise die Fürbitte in ihrer ursprünglichen Form wieder aufnehmen … Damit wird zweifellos eine rote Linie überschritten. Wie traditionalistisch das eigene Liturgieempfinden auch sein mag, einen Weg zurück zur Bitte um Judenmission oder zu judenfeindlichen Äußerungen darf es in keiner Form christlicher Liturgie mehr geben.
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Wer schon einmal an der Liturgie des Gründonnerstags teilgenommen hat, wird wohl übereinstimmen, dass in der Anlage der Feier zwei Gesten im Mittelpunkt stehen – die eine einmalig für das Geschehen des Gottesdienstes, die andere sich in jeder Messe wiederholend: Dies ist zum einen die Fußwaschung, von der uns das Evangelium erzählt (Joh 13,1–15) und die an genau diesem einen Tag bedacht wird, und das ist zum anderen die Eucharistie, von der die zweite Lesung berichtet (1 Kor 11,23–26) und die in jeder Messe gefeiert wird, heute aber besonders ins Zentrum rückt. Die erste Lesung aus dem Buch Exodus (12,1–8.11–14) erinnert daran, dass die für den christlichen Kultus so zentrale Feier der Eucharistie nur von jenem Mahl des Volkes Israel her verständlich wird, das den Auszug aus Ägypten eröffnet hat.
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Palmsonntag und die Frage Wer ist dieser?
Für den Palmsonntag, mit dem die Karwoche beginnt, ist eine Fülle von zum Teil längeren Lesungen vorgesehen, die uns in das Geschehen der kommenden Woche hineinnehmen. Es ist nicht möglich, in diesem Rahmen all diese Texte zu interpretieren; eher müssen wir uns hineinnehmen lassen in ein Geschehen, das in Erzählungen, Riten, Gesten und Gesängen vor uns ausgebreitet wird. Im Folgenden kann ich lediglich ein paar kleine Hinweise geben, wie sich die Texte vielleicht miteinander verknüpfen lassen.
Schriftlesungen zum Palmsonntag zum Download
Heute ist der dritte Sonntag in Folge, an dem wir eine lange Erzählung aus dem Johannesevangelium hören, die sich so nur in diesem Evangelium findet: Da war vor zwei Wochen zunächst die Erzählung von der Begegnung Jesu mit einer samaritanischen Frau an einem Brunner außerhalb des Ortes, die um die Frage kreiste, was lebensspendendes Wasser sei. Da war letzte Woche die Heilung eines Menschen, der blind geboren worden war.
Schriftlesungen zum 5. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download
Wie es im Advent mit dem Sonntag „Gaudete“ einen Freudensonntag gibt, so mit dem Sonntag „Laetare“ auch in der Fastenzeit. Der Aufruf zur Freude kommt im Eröffnungsvers vor, der früher am Beginn der Liturgie des vierten Sonntags der Fastenzeit gebetet oder gesungen wurde. Daher hat der Sonntag seinen Namen erhalten:
Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart. Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum! (Jes 66,10f)
Schriftlesungen Sonntag Laetare - ganzer Text zum Download
In der ersten Lesung des heutigen Sonntags (Ex 17,3–7) hören wir von einem elementaren Ereignis, auf das sich der biblische Text immer wieder beziehen wird. Mose und die Israeliten sind, geführt von Gott, durch die Wüste unterwegs, aufgebrochen aus Ägypten. Der Auszug verlangt dem Volk einiges ab und gerät in Gefahr zu scheitern. Großer Durst plagt die Gruppe auf ihrem Weg. Sie klagt Mose gegenüber: „Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten heraufgeführt, um mich und meine Söhne und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?“
Gedanken zu den Schriftlesungen zum 3. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download
Als erste Lesung hören wir heute einen biblischen Grundtext. Man könnte ihn auch als den Beginn der biblischen Geschichte bezeichnen, der nach den Erzählungen über Schöpfung, Sintflut und den Turmbau zu Babel (Gen 1–11) folgt – Erzählungen, die eher den Charakter einer Vor-Geschichte haben, einer Vorgeschichte, die niemals Gegenwart war, niemals aus der Gegenwart in die Vergangenheit gerückt ist, sondern immer schon vergangen war. Sie war zu jeder Zeit schon vergangen, weil sie allgemeine Grundcharakteristika des Lebens der Menschen in der Welt zum Ausdruck bringen.
Gedanken zu den Schriftlesungen zum 2. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download
Das Evangelium des ersten Sonntags in der Fastenzeit (Mt 4,1–11) gibt einen möglichen Hinweis, warum die Vorbereitungszeit auf Ostern vierzig Tag dauert: Jesus fastete vor seinem öffentlichen Auftreten vierzig Tage in der Wüste. Das ist freilich selbst ein Zitat: Er geht vierzig Tage dorthin, wo das Volk Israel vierzig Jahre unterwegs war, um seinen Gott, der sich Mose im Dornstrauch offenbart hatte (Ex 3), kennen zu lernen. Es geht also um ein Kennenlernen Gottes an dem Ort, an dem sämtliche Ordnungen ausgesetzt sind. Die Wüste galt als ein Ort des Chaos (vgl. Gen 1,2: „Die Erde war wüst und wirr …“).
Schriftlesungen zum 1. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download
Seit dem 2. Sonntag des Jahreskreises, d.h. seit Mitte Jänner, hören wir jeden Sonntag eine Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth (1 Kor 3,16–23), wobei die Thematik zwar variiert wird, sich im Kern aber wenig verändert. Mit den Worten der heutigen Lesung könnten wir sie so benennen: „Die Weisheit dieser Welt [dieses Kosmos] ist Torheit bei dem Gott.“(3,19)
Schriftlesungen zum 7. Sonntag im Jahreskreis - ganzer Text zum Download
Ältere Texte
Die Gedanken zu den Schriftlesungen vom Tag erscheinen seit 2020. Sollten Sie ältere Texte als die oben ersichtlichen benötigen, bitte wenden Sie sich an P. Jakob per Mail. Vielen Dank.