c Stift Melk, Foto Pater Lukas Roitner

"Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes."

RB PROLOG 49

Benediktiner in Melk | Mönchsregel

Die Grundlage des benediktinischen Lebens bildet die Mönchsregel des hl. Benedikt, die im 6. Jahrhundert entstanden ist und dem europäisch-abendländischen Kulturraum wesentliche Impulse vermittelt hat. Sie stellt ein Programm dar, die christliche Heilige Schrift (Bibel) für das Leben einer Gemeinschaft zu adaptieren, die sich entschließt, an einem bestimmten Ort zu bleiben und diesen nachhaltig zu gestalten (stabilitas loci). Die Idee benediktinischen Mönchtums kann auf die kurze Formel ora et labora et lege (bete, arbeite und lese) gebracht werden.

Jedes Benediktinerkloster ist eine selbstständige Einheit und muss entsprechend den Herausforderungen des Ortes und der Zeit versuchen, dieser Grundformel eine je neue Gestalt zu geben. Aus diesem Grund sind Benediktinerklöster weltweit sehr verschieden und haben sich in der Geschichte stark verändert. Eine Konstante, die alle Klöster vereint, ist die Strukturierung des Tages durch das mehrmalige gemeinsame Gebet („Chorgebet“), das zu bestimmten Zeiten („Stundengebet“), mindestens in der Früh, zu Mittag und am Abend, gehalten wird.

Gott suchen

Das benediktinische Mönchtum ist bemüht, auf die Frage nach Gott und dem menschlichen Dasein eine konkrete Antwort zu geben und damit zu bezeugen, dass unsere Geschichte nicht in Gottverlassenheit und Nihilismus endet. Das klösterliche Leben baut dabei auf einer eineinhalbtausendjährigen Erfahrung auf, die jedoch immer neu aktualisiert werden muss. Diese Erfahrung heißt: Als Einzelwesen und in der Gemeinschaft hat der Mensch eine echte Chance, Gott zu begegnen. So ist „GOTT SUCHEN“ die erste Forderung, die der Mönchsvater Benedikt an seine Schüler stellt. Die Benediktinerklöster wollen diese Erfahrung der Gottsuche mit all jenen teilen, die ihnen begegnen, welcher Religion oder säkularen Weltanschauung auch immer sie angehören: den Gästen, Schüler*innen, Tourist*innen und auch den Besucher*innen unserer Webseite.

Benediktiner in Österreich | International

Das Stift Melk ist Teil der Österreichischen Benediktinerkongregation, einem Zusammenschluss österreichischer Benediktinerklöster, der momentan von Abt Johannes Perkmann geleitet wird. International sind die Benediktinerklöster in der Benediktiner-Konföderation vernetzt, der aktuell Gregory Polan als Abtprimas vorsteht.

"Wenn du also zum himmlischen Vaterland eilst, wer immer du bist, nimm diese einfache Regel als Anfang und erfülle sie mit der Hilfe Christi." RB 73,8

Benedikt gibt in seiner Regel nicht starre Gesetze, sondern Leitlinien, die eine bestimmte Richtung anzeigen. Er kannte die menschliche Natur sehr gut und wusste, dass jeder Mensch anders, dass keiner vollkommen ist. Wenn peinlich genaue Vorschriften perfekte Zustände bringen sollten, würde eine Gemeinschaft völlig überfordert sein. Die Regel berücksichtigt deshalb schon selbst unterschiedliche Situationen, menschliche Schwächen und die Eigenarten der einzelnen Brüder. Darüber hinaus hat der Abt nach der Regel die Aufgabe so anzuordnen, dass alle alles schaffen können. Benedikt möchte mit seiner Regel einfach den Anfang eines klösterlichen, christlichen Lebens aufzeigen. Die Regel Benedikts ist ein Zeugnis der Liebe zu den Menschen, der Nachsicht mit ihren Schwächen und der Beachtung der individuellen Unterschiede der Einzelnen. Richtlinien, wie sie die Regel gibt, sind für uns immer wieder nötig und sind Voraussetzung für Freiheit und individuelle Entfaltung. 

Die Regel Benedikts ist so geschrieben, dass sie verschiedene Möglichkeiten zulässt, wie die klösterliche Gemeinschaft lebt. Von einer völlig zurückgezogenen, beschaulichen Lebensweise bis zu Klöstern, die weitgehend aktiv wirken, gibt es die unterschiedlichsten Verwirklichungen der Konzeption Benedikts. Und so gibt es keine zwei Klöster nach der Regel Benedikts, deren Lebensweise ident ist.

+ Abt em. Dr. Burkhard Ellegast OSB

 

Prolog
Gemeinschaft unter Regel und Abt

1. Die Arten der Mönche
2. Der Abt
3. Die Einberufung der Brüder zum Rat
Die geistliche Kunst
4. Die Werkzeuge der geistlichen Kunst
5. Der Gehorsam
6. Die Schweigsamkeit
7. Die Demut
Das gemeinsame Gebet
8. Der Gottesdienst in der Nacht
9. Die Ordnung der Vigilien im Winter
10. Die Ordnung der Vigilien im Sommer
11. Die Ordnung der Vigilien am Sonntag
12. Die Laudes am Sonntag
13. Die Laudes an den Werktagen
14. Die Vigilien an den Festtagen
15. Die Zeiten für das Halleluja
16. Der Gottesdienst am Tage
17. Die Psalmen im Gottesdienst am Tag
18. Die Ordnung der Psalmen19. Die Haltung beim Gottesdienst
20. Die Ehrfurcht beim Gebet
Zur Organisation des Klosters
21. Die Dekane des Klosters
22. Die Nachtruhe der Mönche
Verfehlungen und Strafen
23. Das Vorgehen bei Verfehlungen
24. Die Ausschließung bei leichten Verfehlungen
25. Die Ausschließung bei schweren Verfehlungen
26. Unerlaubter Umgang mit Ausgeschlossenen
27. Die Sorge des Abtes für die Ausgeschlossenen
28. Die Unverbesserlichen
29. Die Wiederaufnahme von Brüdern
30. Die Strafe bei Mangel an Einsicht
31. Der Cellerar des Klosters
32. Werkzeug und Gerät des Klosters
33. Eigenbesitz des Mönches
34. Die Zuteilung des Notwendigen
Die tägliche Versorgung
35. Der wöchentliche Dienst in der Küche
36. Die kranken Brüder
37. Alte und Kinder
38. Der wöchentliche Dienst des Tischlesers39. Das Maß der Speise
40. Das Maß des Getränks
41. Die Mahlzeiten
Der Tagesablauf
42. Das Schweigen nach der Komplet
Fehler und Bußen
43. Die Bußen für Unpünktlichkeit
44. Die Bußen der Ausgeschlossenen
45. Die Bußen für Fehler im Oratorium
46. Die Bußen für andere Verfehlungen 
47. Das Zeichen zum Gottesdienst 
48. Die Ordnung für Handarbeit und Lesung 
49. Die Fastenzeit 
50. Gebetszeiten außerhalb des Klosters 
51. Mahlzeiten außerhalb des Klosters 
52. Das Oratorium des Klosters 
Beziehungen des Klosters nach außen
53. Die Aufnahme der Gäste 
54. Die Annahme von Briefen und Geschenken 
55. Kleidung und Schuhe der Brüder 
56. Der Tisch des Abtes
57. Mönche als Handwerker 
Aufnahme-Ordnung
58. Die Ordnung bei der Aufnahme von Brüdern 
59. Die Aufnahme von Kindern 
60. Die Aufnahme von Priestern 
61. Die Aufnahme fremder Mönche 
Dienst-Ordnung
62. Die Priester des Klosters 
63. Die Rangordnung in der Gemeinschaft 
64. Einsetzung und Dienst des Abtes 
65. Der Prior des Klosters 
66. Die Pförtner des Klosters 
Gemeinschaft in der Liebe
67. Brüder auf Reisen 
68. Überforderung durch einen Auftrag 
69. Eigenmächtige Verteidigung eines Bruders 
70. Eigenmächtige Bestrafung eines Bruders 
71. Der gegenseitige Gehorsam 
72. Der gute Eifer der Mönche 
73. Die Regel als Anfang unseres Weges zur vollen Gerechtigkeit

"Öffnen wir unsere Augen dem göttlichen Licht, und hören wir mit aufgeschrecktem Ohr, wozu uns die Stimme Gottes täglich mahnt und aufruft." RB Prolog 9

In einer sanften optischen und akustischen Inszenierung eines „Benediktus-Weges“ erfährt man wichtige Lebensweisheiten und Glaubenshaltungen aus der Mönchsregel des heiligen Benedikt.

Der Benediktus-Weg zeigt verschiedene typisch benediktinische Weichenstellungen auf. Hinter den Gedanken steht ein jahrzehntelanges eigenes Bemühen des Autors des Benediktus-Weges, Altabt Dr. Burkhard Ellegast, nach der Regel Benedikts zu leben. Dazu kommen Gedanken aus dem Buch „Worauf warten wir?“ des ehemaligen Abtprimas Notker Wolf.

Der Benediktus-Weg möchte Mut machen, bewusst Grenzen zu sehen, Ordnungen zu beachten und doch ständig zu lernen, unterwegs zu bleiben. Auf diese Weise werden Möglichkeiten aufgezeigt, den eigenen Weg in der je eigenen Situation zu gehen.

Der Benediktus-Weg befindet sich im nördlichen Teil des Stiftsparks Melk östlich des Gartenpavillons. Auf 12 Pulten sind Gedanken zur Benediktusregel und Zitate daraus zu lesen. An zwei Stellen ist auch Musik zu hören (Benediktuslied, gregorianischer Choral).

 

BUCHTIPP:
Der BENEDIKTUSWEG im Melker Stiftspark
VIA BENEDICTI MELLICENSIS

Abt em. Dr. Burkhard Ellegast OSB

€ 6,90

erhältlich im Stiftsshop oder zu bestellen unter shop(at)stiftmelk.at