Gedanken zu den Schriftlesungen zum Tag

von Prior P. Jakob Deibl

Die Gedanken, die wir, die Gemeinschaft der Benediktiner von Melk, an dieser Stelle mit Ihnen teilen wollen, beziehen sich auf die biblischen Texte, die für die Liturgie des jeweiligen Tages vorgesehen sind.

Gedanken zu den Schriftlesungen

Im Stift Melk wird das Fest der Kreuzerhöhung, das im liturgischen Kalender der katholischen Kirche am 14. September gefeiert wird, als Fest der Auffindung des Melker Kreuzes an einem Sonntag Anfang Februar begangen. Gedacht wird dabei der Wiederauffindung des Kreuzes nach einem Diebstahl. Das Melker Kreuz, das der Legende nach einen Splitter vom Kreuz Christi birgt, wird an jenem Tag während der Messe als Prozessions- und Altarkreuz verwendet. Es wird der anwesenden Gemeinde gezeigt – was ein wenig daran erinnert, wie beim Fest der Kreuzerhöhung in Jerusalem das Kreuz Christi, das auf wunderbare Weise von Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, wiedergefunden worden war, den anwesenden Gläubigen gezeigt wurde.

Schriftlesungen zum Fest der Kreuzerhöhung

Auf den heutigen vierten Sonntag im Jahreskreis fällt heuer das Fest Darstellung des Herrn, welches früher im katholischen Festkreis die Weihnachtszeit beendete und besser unter dem Namen Mariä Lichtmess bekannt ist. Das Geschehen dieses Festes wird uns in einer Perikope aus dem Lukasevangelium nahegebracht (Lk 2,22–40). Jesus wird vierzig Tage nach seiner Geburt in den Tempel gebracht, wo entsprechend jüdischer Praxis bestimmte Rituale vollzogen werden, welche einerseits Maria als Mutter des Kindes, andererseits Jesus als Erstgeborenen betreffen. Im Zuge dessen kommt es zu zwei Begegnungen: Simeon und die Prophetin Hanna sind zwei fromme ältere Menschen, die sich im Umkreis des Tempels aufhalten und auf Jesus aufmerksam werden.

Schriftlesungen zum Fest der Darstellung des Herrn

Die erste Lesung des heutigen Sonntags ist dem Buch Nehemia (8,1–10) entnommen, welches gemeinsam mit dem Buch Esra (in der jüdischen Tradition gelten sie als ein Buch) vom Wiederaufbau des religiösen Lebens in Jerusalem nach dem babylonischen Exil erzählt. Ein wichtiges Element in diesem Bemühen um Erneuerung ist die Lektüre des Gesetzes, der Thora. Die Verlesung erfolgt am ersten Tag der Woche, dem Tag der Schöpfung schlechthin, der auch der Tag der Erneuerung der Schöpfung ist – Neuschöpfung aus der Lektüre der Thora.

Schriftlesungen zum 3. Sonntag im Jahreskreis

 

 

Mit dem heutigen Sonntag sind wir wieder ganz in der Zeit des Jahreskreises angekommen, allerdings zählt dieser Sonntag bereits als der zweite Sonntag des Jahreskreises. Als erster Sonntag gilt das Fest der Taufe des Herrn, das die Weihnachtszeit beschließt. Der Übergang wird also in gewisser Weise fließend gestaltet. Das unterstreicht auch die erste Lesung, welche dem Buch des Propheten Jesaja entnommen ist (62,1–5). Sie könnte genauso gut der Weihnachtszeit zugeordnet werden.

Schriftlesungen zum 2. Sonntag im Jahreskreis

Die Weihnachtszeit endet in der katholischen Kirche mit dem Fest der Taufe des Herrn, das am Sonntag nach Epiphanie, d.h. nach Erscheinung des Herrn, gefeiert wird. Dafür können die Lesung aus dem ersten Lesejahr der drei Jahre umfassenden Leseordnung genommen werden oder die Texte des aktuellen dritten Lesejahres, in welchem das Evangelium des Lukas einen besonderen Platz einnimmt. Mit welchen Texten entlässt uns der heutige Gottesdienst wieder ins Kirchenjahr?

Schriftlesungen zur Taufe des Herrn

Der Festtag der Erscheinung des Herrn ist nach dem Christtag der zweite wichtige Feiertag in der Weihnachtszeit. Der Tag ist mit dem Auftreten der Weisen aus dem Osten, den Sterndeutern oder drei Königen, sehr eng verbunden. Das ist auch keineswegs falsch, doch fragen wir, wie sich uns dieses Fest ausgehend von den Lesungen zeigt.

Schriftlesungen zum Festtag Erscheinung des Herrn

Am zweiten Sonntag nach Weihnachten hören wir in den Lesungen keine narrative, d.h. erzählerische Darstellung des Weihnachtsgeschehens mehr, sondern treten in die (philosophische, theologische) Reflexion darüber ein. Dies ist der zweite Schritt, der nach der Erzählung und der von ihr ausgehenden Faszination folgen muss. Ich möchte im Folgenden den Schwerpunkt auf zwei Motive legen, das Zelt und den Uranfang.

Schriftlesungen zum 2. Sonntag nach Weihnachten

Im Jahr 1974 erließ Papst Paul VI. im Zuge der Neuordnung des liturgischen Kalenders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–65) ein Schreiben über die Marienverehrung in der katholischen Kirche (Marialis Cultus). Darin heißt es:
Bei der Neuordnung des Weihnachtsfestkreises will es Uns scheinen, daß die gemeinsame Aufmerksamkeit auf das wiedereingeführte Fest der heiligen Gottesgebärerin Maria hingelenkt werden muß. Nachdem dieses entsprechend einer antiken Anregung der Liturgie der Stadt Rom auf dem 1. Januar festgesetzt wurde, ist es dazu angetan, den Anteil feierlich herauszustellen, den Maria bei diesem Heilsgeheimnis innehatte sowie die einzigartige Würde zu betonen, die sich hieraus für die „heilige Gottesgebärerin ergab... durch die wir den Urheber des Lebens empfangen durften” […].

Schriftlesungen zum Fest der Gottesmutter Maria

Am Festtag der Heiligen Familie, der am Sonntag nach dem Christtag gefeiert wird, wird sicherlich nicht der kleinbürgerlichen Familie gedacht, wie sie sich in bestimmten Weltgegenden in der Moderne etabliert hat. Sie hat ihren Ort weder in der jüdischen Welt zur Zeit Jesu noch in der römischen Antike.

Schriftlesungen zum Fest der Heiligen Familie

Am Tag nach dem Weihnachtsfest wird des Heiligen Stephanus gedacht, der als der erste christliche Märtyrer gilt. Wie lässt sich die Botschaft von Weihnachten damit verbinden? Zunächst kann gesagt werden, dass diese beiden Feste nicht miteinander verbunden werden müssen. Die Gedenktage der Heiligen haben sich unabhängig von den beiden großen Festkreisen, dem Weihnachts- und dem Osterfestkreis, entwickelt.

Schriftlesungen zum Stephanietag

Die erste Lesung des Weihnachtstages ist dem Buch Jesaja (52,7–10) entnommen. Diese Hoffnungsbotschaft kann man nicht oft genug hören:

Wie willkommen sind auf den Bergen
die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt […]

Schriftlesungen zum Christtag

Die erste Lesung, die wir am Heiligen Abend hören, spricht an ihrem Anfang aus, welche Hoffnung dieses Fest erfüllt. Sie geht auf den Propheten Jesaja (9,1–6) zurück, der verkündet:

Das Volk, das in der Finsternis ging,
sah ein helles Licht;
über denen, die im Land des Todesschattens wohnten,
strahlte ein Licht auf.

Schriftlesungen zum Heiligen Abend

Ältere Texte

Die Gedanken zu den Schriftlesungen vom Tag erscheinen seit 2020. Sollten Sie ältere Texte als die oben ersichtlichen benötigen, bitte wenden Sie sich an P. Jakob per Mail. Vielen Dank.

Prior P. Jakob Deibl OSB
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