Gedanken zu den Schriftlesungen zum Tag

von Prior P. Jakob Deibl

Die Gedanken, die wir, die Gemeinschaft der Benediktiner von Melk, an dieser Stelle mit Ihnen teilen wollen, beziehen sich auf die biblischen Texte, die für die Liturgie des jeweiligen Tages vorgesehen sind.

Gedanken zu den Schriftlesungen 2024

Die erste Lesung, welche dem zweiten Buch der Könige (4,42–44) entnommen ist, gibt ein Thema vor, das in den weiteren Texten des heutigen Sonntags zweimal wieder aufgegriffen wird. Die Erzählung ist einem Kreis von Wundergeschichten entnommen, die vom Propheten Elischa, einem Schüler Elijas, erzählt werden.
Einmal kam ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Gottesmann Brot von Erstlingsfrüchten, zwanzig Gerstenbrote und frische Körner in einem Beutel. Elischa sagte: Gib es den Leuten zu essen! Doch sein Diener sagte: Wie soll ich das hundert Männern vorsetzen? Elischa aber sagte: Gib es den Leuten zu essen! Denn so spricht JHWH: Man wird essen und noch übrig lassen. Nun setzte er es ihnen vor; und sie aßen und ließen noch übrig, wie JHWH gesagt hatte.

Schriftlesungen zum 17. Sonntag im Jahreskreis

Der vierte Sonntag der Osterzeit wird als der Gute-Hirten-Sonntag bezeichnet; man könnte diese Bezeichnung aber auch problemlos auf den heutigen Sonntag übertragen, der in den Lesungstexten ebenfalls dieses Motiv in den Mittelpunkt stellt. Das beginnt mit der ersten Lesung, welche dem Buch des Propheten Jeremia (23,1–6) entnommen ist. Freilich hören wir in dieser Passage zunächst von schlechten Hirten: Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des JHWHs. Darum – so spricht JHWH, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert.

Schriftlesungen zum 16. Sonntag im Jahreskreis

In die Texte des heutigen Sonntags steigen wir mit einer Passage aus dem Buch des Propheten Amos (7,12–15) ein, die uns in seine Lebenswelt blicken lässt. Israel ist in ein Nord- und ein Südreich geteilt. Amos hält sich im Norden auf und tritt offensichtlich im Reichsheiligtum Bet-El auf, wo seine Anwesenheit jedoch nicht erwünscht ist. Empfohlen wird ihm, ins Südreich Juda zu gehen...

Schriftlesungen zum 15. Sonntag im Jahreskreis

Für den heutigen Sonntag möchte ich ausgehend vom 123. Psalm – einem der für den Gottesdienst vorgesehenen Texte – einige wenige Bemerkungen zu den Schriftstellen anbringen. Es handelt sich um einen sehr kurzen Psalm, der zu den Wallfahrtsliedern zählt, also zu jenen Gebeten, die man am Weg der Pilgerfahrt nach Jerusalem betet:
Ich erhebe meine Augen zu dir, der du thronst im Himmel. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so sind unsere Augen erhoben zu JHWH, unserem Gott, bis er uns gnädig ist. Sei uns gnädig, JHWH, sei uns gnädig! Denn übersatt sind wir von Verachtung, vom Spott der Selbstsicheren ist übersatt unsere Seele, von der Verachtung durch die Stolzen.

Schriftlesungen zum 14. Sonntag im Jahreskreis

Die Reihe der heutigen Lesungen beginnt mit einem eindrucksvollen Text aus dem Buch der Weisheit – freilich steht er in der Weise, wie wir ihn heute hören, nicht in der Bibel, sondern ist aus zwei Texten zusammengesetzt (1,13–15 und 2,23–24). Ich zitiere den ersten Teil: Denn Gott hat den Tod nicht gemacht / und hat keine Freude am Untergang der Lebenden. Zum Dasein hat er alles geschaffen / und heilbringend sind die Geschöpfe der Welt. Kein Gift des Verderbens ist in ihnen, / das Reich der Unterwelt hat keine Macht auf der Erde; / denn die Gerechtigkeit ist unsterblich.

Schriftlesungen zum 13. Sonntag im Jahreskreis

 

Die erste Lesung des heutigen Sonntags, die dem Buch Ijob (38,1.8–11) entnommen ist, der Ausschnitt aus dem 107. Psalm, der im Gottesdienst gebetet wird, und das Evangelium (Mk 4,35–41) sind eng miteinander verbunden. Beginnen wir, die Perikope aus dem Evangelium zu lesen, wird uns das Setting klar, in das wir hineingeworfen werden:

Schriftlesungen zum 12. Sonntag im Jahreskreis

Das Buch Ezechiel und der 92. Psalm bereiten eine metaphorische Welt des Gleichnisses vor, ohne die das heutige Evangelium (Markus 4,26–34) nicht verständlich oder zumindest ärmer an Bedeutung wäre. Mehrfach greift der Prophet, wenn er von der Rolle und dem Geschick Israels im Umkreis der mächtigen Völker seiner Umgebung spricht, das Bild der wachsenden Zeder auf. Heute hören wir davon in folgender Weise (Ezechiel 17,22–24): ...

Schriftlesungen zum 11. Sonntag im Jahreskreis

Die Lesungstexte des heutigen Sonntags geben nicht leicht preis, worin Linien zu finden sein können, die sie verbinden, oder was sie zusammenhält, um nicht bloß als Einzeltexte zu gelten. Ich folge einer schwachen Spur, deren ich am Ende der zweiten Lesung gewahr geworden bin und die mich hat fragen lassen, ob sie uns ein wenig durch die Texte geleiten kann.

Schriftlesungen zum 10. Sonntag im Jahreskreis

Mit der ersten Lesung des heutigen Sonntags (Deuteronomium 5,12–15), den Passagen aus dem 81. Psalm, die heute gebetet oder gesungen werden, und dem Evangelium (Markus 2,23–3,6) wird die Bedeutung jenes Tages, der nach biblischem Verständnis den Lauf der Woche unterbricht, in den Mittelpunkt gestellt, des siebenten Tages, des Sabbats.

Schriftlesungen zum 9. Sonntag im Jahreskreis

Beim Fronleichnamsfest steht ähnlich dem Gründonnerstag das Sakrament der Eucharistie – die Feier des Brotes als Leib und die des Weines als Blut Christi – im Mittelpunkt. Als Evangelium erwarten wir, die Erzählung von Jesu letztem Mahl mit seinem Schülerkreis knapp vor seinem Tod zu hören. Diese Erwartung wird nicht enttäuscht. Wir hören diese Erzählung heute in der Fassung, welche ihr der Evangelist Markus (14,12–16.22–26) gegeben hat. Ich zitiere jenen Abschnitt daraus, der im Besonderen auf das heutige Fest verweist:

 

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Der Sonntag nach Pfingsten wird als Dreifaltigkeitssonntag bezeichnet: Nach der Feier der Gabe des Geistes gedenken wir heute der Trinität. Dabei handelt es sich um ein Wort, das bekanntlich in der Bibel nicht vorkommt. Allerdings zeigen sich in ihr Spuren, Motive und Konstellationen, die ein Nachdenken über Dreifaltigkeit nahelegen. Das wird besonders im Evangelium des heutigen Tages deutlich, dem Schluss des Matthäusevangeliums (28,16–20).

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Der Pfingsttag hat uns in den Lesungstexten eine Fülle von Aspekten des Geistes vorgestellt. All das kann ein Tag allein jedoch gar nicht fassen, es braucht einen zweiten Tag, der ihm nachfolgt und seinen Resonanzraum bildet.

Die Lesungstexte des heutigen Tages beginnen wie die am Pfingsttag mit einer Passage aus der Apostelgeschichte (8,1.4.14–17). Was die Schülerinnen und Schüler Jesu am Pfingsttag in Jerusalem erfahren haben – nämlich, dass der Geist auf sie herabkam –, soll nun auch für die Menschen in anderen Regionen erfahrbar werden.

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Auch für den heutigen Tag, den Pfingstsonntag, bleibt die Überschrift der letzten Wochen unverändert: „Ausblick auf die Gabe des Geistes“. Gewiss könnten wir sagen, der Pfingstsonntag ist der Tag der Gabe des Geistes, an diesem Tag ist es fehl am Platz, noch von einem Ausblick zu sprechen. Gleichwohl aber bitten wir immer noch – bis heute – um die Gabe des Geistes, d.h. um ein Kommendes. Wir bitten um die Gabe des Geistes, der in all die Formen des Ungeistes, die wir erleben, hineinwirken soll.

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Auch am Sonntag, der zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten liegt, spielt die Gabe des Geistes eine Rolle. Wir können die Lesungstextes des heutigen Tages wieder daraufhin befragen, was sie uns über den Geist mitteilen. Dabei tritt vor allem die erste Lesung hervor. Sie ist – wie in der gesamten Osterzeit – der Apostelgeschichte entnommen (Apg 1,15–17.20–26).

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Das Fest Christi Himmelfahrt verweist auf jenen Zeitpunkt, mit dem die Erscheinungen des Auferstandenen im Kreis seiner Schülerinnen und Schüler aufhören. Wenn Jesus nicht mehr präsent ist – auch nicht mehr als Auferstandener – müssen die Menschen, die ihm nachfolgen wollen, Formen der Selbstständigkeit entwickeln. Freilich bleibt Jesus weiterhin entscheidender Bezugspunkt, aber nicht alle Fragen lassen sich (mehr) damit lösen, bloß auf ihn zu verweisen. Wer sich künftig zu ihm bekennt, muss eine Form der Eigenständigkeit entwickeln. Deren treibende Kraft wird fortan der Geist sein.

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Beginnend mit dem vergangenen Sonntag finden wir bis Pfingsten in den Lesungstexten immer wieder Hinweise auf den Geist – manche explizit und andere, die eher aus dem Umfeld erschlossen werden können.

Als Lesung hören wir heute zunächst einen Ausschnitt aus jener Predigt, die Petrus im Haus des Hauptmanns Kornelius gehalten hat. Es handelt sich dabei um eine Passage aus dem zehnten Kapitel der Apostelgeschichte (10,25f.34f.44–48). Kornelius gehörte nicht dem Volk Israel an, orientierte sich aber am jüdischen Glauben: „er lebte mit seinem ganzen Haus fromm und gottesfürchtig, gab dem Volk reichlich Almosen und betete beständig zu Gott.“ (Apg 10,2).

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Letzten Sonntag haben wir als Evangelium die Perikope von Jesus als dem guten Hirten gehört. An den Sonntagen nach Ostern war dies der erste Text aus den Evangelien, der nicht unmittelbar auf die Auferstehung bezogen ist. Ab dem heutigen Sonntag hören wir bis Pfingsten (mit Ausnahme von Christi Himmelfahrt) Texte aus den so genannten Abschiedsreden Jesu. Diese finden sich im Johannesevangelium zwischen der Erzählung der Fußwaschung und dem Beginn der Passionserzählung. Es handelt sich um meditative Reden, die Jesus vor seinem Schülerkreis hält und in welchen er sie auf seinen Abschied vorbereitet. Sie münden in ein langes Gebet Jesu zum Vater.

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Der heutige Sonntag ist der erste Sonntag nach Ostern, an dem als Evangelium keine der Auferstehungserzählungen mehr gelesen wird. Jesus wird uns heute in einer Perikope aus dem Johannesevangelium als guter Hirte vorgestellt. Dies muss noch ganz auf dem Boden der Auferstehungserzählungen gehört werden. Wir fragen: Wer ist denn dieser Jesus, von dem uns nun mehrere Male verkündet wurde, er sei von Gott aus dem Tod auferweckt worden? Wie begegnet er uns denn? Wie können wir ihn verstehen?

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Wer die Liturgie von der Osternacht an mitgefeiert hat, ist auf mehrere Auferstehungserzählungen, die als Evangelium gelesen wurden, getroffen. Was dabei auffällt, sind nicht zuletzt deren große Unterschiede: Zwar berichten alle vier Evangelien von Begegnungen mit dem Auferstandenen, an keiner anderen Stelle unterscheiden sie sich jedoch so stark voneinander wie hier.

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Am zweiten Sonntag der Osterzeit hören wir erneut eine Auferstehungserzählung – eine Geschichte, die sich nur beim Evangelisten Johannes findet (Joh 20,19–31). Nach Maria von Magdala, Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, den bisherigen Protagonistinnen und Protagonisten der bei Johannes überlieferten Erzählungen der Auferstehung, rückt Thomas in den Mittelpunkt, der ein eindrucksvolles Zeugnis seines Glaubens gibt. Die Geschichte gliedert sich in drei Szenen.

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Auch am Ostermontag hören wir als Evangelium eine Auferstehungserzählung – und zwar die Geschichte vom Gang zweier Schüler Jesu in das nahe bei Jerusalem gelegene Dorf Emmaus. Unterwegs gesellt sich der Auferstandene den beiden hinzu, wird von ihnen aber erst erkannt, als sie, im Dorf angekommen, in einem Gasthaus das Brot brechen. Diese Geschichte wird nur von Lukas überliefert (24,13–35). Hatten wir schon am Ostersonntag die Unterschiede in der Art und Weise bemerkt, wie Markus und Johannes die erste Erfahrung der Auferstehung von Seiten Marias von Magdala bzw. dreier Frauen beschreiben, und waren wir bei Johannes auf die Erzählung der innigen Begegnung von Maria von Magdala mit dem Auferstandenen gestoßen, die nur er überliefert, so stehen wir heute vor einer Geschichte, die sich nur bei Lukas findet.

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Hat man an der Osternachtfeier teilgenommen und feiert nun auch den Gottesdienst am Ostersonntag mit, fällt einem auf, wie unterschiedlich die beiden Auferstehungserzählungen sind, die man als Evangelium hört: in der Osternacht die Erzählung von Markus (Mk 16,1–7), am Ostersonntag die erste der Erzählungen, die Johannes gibt (Joh 20,1–9 oder 20,1–18).

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Die Osternachtfeier sieht eine Fülle alttestamentlicher Lesungen und ihnen zugeordneter Psalmen oder anderer liedartiger Texte vor, eine Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Rom und als Evangelium eine Auferstehungsperikope, und zwar vom Evangelisten Markus überliefert (Mk 16,1–7). Im Folgenden werde ich mich vor allem auf diesen Text beziehen und dabei ein Detail herausgreifen, das mir für das Verständnis der Erzählung als entscheidend erscheint.

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Der Karfreitag steht ganz im Zeichen der Passionserzählung, wie sie der Evangelist Johannes überliefert (18,1–19,42), und scheint thematisch auf den Tod Jesu fixiert. Andere für diesen Tag vorgesehene Texte treten dem gegenüber in den Hintergrund (oder werden gar nicht gelesen), andere Motive, die an diesem Tag auch vorkommen, bleiben meist verborgen. Machen wir uns darum auf die Suche nach weiteren Momenten, die in der Liturgie des Karfreitags auch hörbar werden (können), wenn man aufmerksam bleibt. Gilt auch für diesen Tag, was wir am Palmsonntag festgestellt haben – dass in jeder christlichen Liturgie Tod und Auferstehung präsent ist? Dass also die Karwoche nicht bloß von Leiden und Tod erzählt, Ostern aber lediglich von der Auferstehung, sondern dass in jeweils unterschiedlicher Weise immer der Übergang von Tod zum Leben figuriert wird?

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Alle vier Lesungstexte des heutigen Feiertages sind mit einer Mahlsituation verbunden. Die Lesung aus dem Buch Exodus (12,1–8.11–14) und die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth (1 Kor 11,23–26) erzählen von der Einsetzung eines Erinnerungsmahles. In der Lesung aus dem Buch Exodus hören wir von jenem Mahl, welches die Israeliten an der Schwelle zum Auszug aus Ägypten halten und künftig jährlich in Erinnerung daran feiern sollten. In der Feier dieses Mahles soll sich jedes Mal neu die Befreiung realisieren, welche die Väter und Mütter einst erlebt haben. Wer am Mahl teilnimmt, vollzieht selbst den Exodus mit: „Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest für JHWH! Für eure kommenden Generationen wird es eine ewige Satzung sein, das Fest zu feiern!“

Schriftlesungen zum Gründonnerstag zum Download

 

Wer die Gottesdienste der Karwoche mitfeiert, dem begegnet eine Fülle an biblischen Texten, die gelesen oder gesungen werden. Welcher Text steht dabei eigentlich am Anfang? Es ist die die Erzählung vom Einzug in Jerusalem, wie sie der Evangelist Markus berichtet (11,1–10). Eine Erzählung von der Bewegung hinein in eine Stadt leitet uns in die Karwoche. Dies können wir auch als ein Signal lesen mitzugehen, uns den Texten anzuvertrauen, uns von ihnen leiten und tragen zu lassen.

Schriftlesungen zum Palmsonntag zum Download

Die Texte des heutigen Sonntags scheinen vor allem darin verbunden, dass sie alle auf die nahende Passion und die Auferweckung Jesu bezogen werden können. Sie alle geben einen bestimmten Blick auf das Leiden und Auferstehen Christi wieder. Freilich ist das nicht bei allen Texten, die wir heute hören, der erste Sinn, den sie haben. Gelesen aber am fünften Fastensonntag, knapp vor Ostern, kann sich dieser Bezug einstellen: Wir hören die Texte auch mit Bezug auf das Ostergeschehen.

Schriftlesung zum 5. Fastensonntag zum Download

Wie schon an den bisherigen Fastensonntagen steigen wir auch heute mit einem zentralen Text des Alten Testaments (der Hebräischen Bibel, dem TeNaCh) in den Reigen der Lesungstexte ein. In der ersten Lesung hören wir das Ende des zweiten Buches der Chronik (2 Chr 36,14–16.19–23). In der jüdischen Anordnung der Bücher der Heiligen Schrift, dem TeNaCh, bilden die Bücher der Chronik den Abschluss des Kanons.

Schriftlesung zum 4. Fastensonntag zum Download

Wie schon an den beiden vergangenen Fastensonntagen betreten wir die biblische Textlandschaft erneut an einer sehr zentralen Stelle, d.h. mit einem Schlüsseltext: Wir hören am Beginn der Schriftlesungen die erste der beiden biblischen Schilderungen der Gabe des Dekalogs, der Zehn Worte oder Zehn Gebote (Exodus 20,1–17; die zweite Schilderung findet sich im fünften Kapitel des Buches Deuteronomium). Interessant ist die Einleitung des Dekalogs, sozusagen der Prolog: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“

Schriftlesung zum 9. Sonntag im Jahreskreis zum Download

Die heutigen Lesungstexte sind in einer zunächst nicht leicht erkennbaren Weise über das Motiv des Sohnes aufeinander bezogen. Man muss diesen Zusammenhang nicht explizieren, die Texte sind allesamt sehr starke Texte, die ohnehin – auch ohne mögliche Referenztexte – genug an Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermögen. Zum Teil haben sie eine sehr lange und ausführliche Geschichte der Auslegung angestoßen.

Schriftlesung zum 8. Sonntag im Jahreskreis zum Download

"Fastenzeit“ als Zeit, des Bundes Gottes zu gedenken
Am heutigen ersten Fastensonntag erweisen sich die erste und die zweite Lesung motivlich aufeinander bezogen. Die erste Lesung ist dem Buch Genesis (9,8–15) entnommen und stellt den Zielpunkt der Erzählung von Noach dar: den Bundesschluss Gottes mit allen Lebewesen. Die zweite Lesung – aus dem 1. Brief des Apostels Petrus (3,18–22) – bezieht die Taufe zurück auf die Rettung der Menschen durch die Sintflut hindurch: „in den Tagen Noachs …“
Schriftlesung zum 7. Sonntag im Jahreskreis zum Download

 

Ähnlich wie am letzten Sonntag scheint mir die Aufgabe nicht leicht, ausgehend von den Lesungstexten des heutigen Sonntags einen inhaltlichen oder motivlichen Bogen zu bilden. Zu heterogen wirken die einzelnen Texte. Versuchen wir einen kurzen Durchgang durch sie und fragen abschließend noch einmal, ob wir einen Zusammenhang finden können.

Schriftlesung zum 6. Sonntag im Jahreskreis zum Download

Die Texte des heutigen Sonntags stellen uns vor die nicht leichte Aufgabe, wie wir aus ihnen einen Zusammenhang bilden können, wollen wir sie nicht bloß unverbunden nebeneinander stehen lassen. Gewiss wäre auch das legitim, allerdings hören wir die fünf Texte nun einmal im Rahmen einer Feier. Ich werde im Folgenden versuchen, mich ihnen explizit aus dem Blickwinkel der Vielstimmigkeit anzunähern.

Schriftlesung zum 5. Sonntag im Jahreskreis zum Download

Die vier Texte des heutigen Sonntags möchte ich im Folgenden unter dem Gedanken der Wirkungsgeschichte untersuchen.

Die Lesungen setzen mit einem Text ein, der eine große Wirkungsgeschichte entfaltet hat. Wir hören zu Beginn eine Passage aus dem Buch Deuteronomium (18,15–20), dem fünften Buch Mose, das die Abschiedsreden Moses, sozusagen sein Testament enthält. Zweimal ist in dieser Stelle davon die Rede, dass Gott wieder einen großen Propheten wie Mose, den größten aller Propheten, aus dem Volk werde erstehen lassen.

Schriftlesung zum 4. Sonntag im Jahreskreis zum Download

Die Texte des heutigen Sonntags muten uns einiges zu. Das beginnt mit der ersten Lesung, in der wir Abschnitte aus dem dritten Kapitel des Buches Jona hören (Jona 3,1–5.10). Der von Gott berufene Prophet Jona geht entgegen seiner ersten Zurückweisung des göttlichen Auftrages (Kapitel 1) nun doch in die große Stadt Ninive, um dort im Namen Gottes als Prophet eine kurze Botschaft zu verkünden. Er nimmt sich dafür einen Tag Zeit und findet unglaublich viel Gehör, mehr als alle anderen biblischen Propheten:

Jona begann, in die Stadt hineinzugehen; er ging einen Tag lang und rief: Noch vierzig Tage und Nínive ist zerstört! Und die Leute von Nínive glaubten Gott. Sie riefen ein Fasten aus und alle, Groß und Klein, zogen Bußgewänder an.

Schriftlesung zum 3. Sonntag im Jahreskreis zum Download

Nach den Festen der Weihnachtszeit sind wir nun in der Zeit des Jahreskreises angekommen und hören eine Lesung vom Anfang des ersten Buches Samuel (1 Sam 3,3–10.19). Der junge Samuel wird im Tempel nachts der Stimme Gottes gewahr, kann damit aber noch nichts anfangen. So heißt es von ihm: „Samuel kannte JHWH noch nicht und das Wort JHWHs war ihm noch nicht offenbart worden.“ Wenn wir diesen Text am Beginn der Zeit im Jahreskreis hören, beschreibt das auch ein wenig unsere Situation: Wir haben in den Texten der Weihnachtszeit zwar von Geburt, Beschneidung und Taufe Jesu gehört, kennen ihn aber noch nicht. Wir müssen erst das gesamte Kirchenjahr hindurchgehen, den Texten lauschen und auf diese Weise den Herrn kennen lernen. Zwei Hilfen werden uns dazu von der ersten Lesung mitgegeben.

Schriftlesung zum 2. Sonntag im Jahreskreis zum Download

Das Evangelium für den heutigen Festtag, den Sonntag nach Epiphanie, der das Ende der Weihnachtszeit markiert und als Taufe des Herrn bezeichnet wird, ist vorgegeben (Markus 1,7–11), die Lesungen dagegen bieten Alternativmöglichkeiten. Entweder können die Lesungen vom Lesejahr A, das uns im vergangenen Jahr begleitet hat (und im Zeichen des Matthäusevangeliums steht), genommen werden oder die spezifisch für dieses Lesejahr, das Lesejahr B (das im Zeichen des Markusevangeliums steht), vorgesehenen Lesungen. Anders als beim Fest der Heiligen Familie kann ich, vergleicht man die beiden Optionen, keine ideologischen Unterschiede feststellen, höchstens leichte Akzentverschiebungen.

Schriftlesung zum Fest Taufe des Herrn zum Download

Das heutige Fest weist eine starke Prägung durch zwei Motive auf: Ein Stern, meist als Komet dargestellt, steht über dem Gebäude, in dem die Geburt Christi stattfand, und Sterndeuter, meist als drei Personen dargestellt, kommen ebendort an, um dem neugeborenen Kind ihre Referenz zu erweisen. Die Bilder gehen auf jenen Text zurück, den wir heute als Evangelium hören (Matthäus 2,1–12), und wurden weiter ausgebaut: „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm [dem neugeborenen Christuskind] zu huldigen.“

Schriftlesung zum Fest der Epiphanie zum Download

Die Lesungstexte des heutigen Tages stellen uns in gewisser Weise ein zweigeteiltes Fest vor. Zunächst steht das Moment des Segens im Mittelpunkt. Wir könnten sagen, dies ist der Neujahrsanteil des heutigen Feiertages. Am Neujahrstag begegnet man sich mit guten Wünschen: Das kommende Jahr möge ein gesegnetes sein.

Schriftlesung zum Fest der Gottesmutter zum Download

Ältere Texte

Die Gedanken zu den Schriftlesungen vom Tag erscheinen seit 2020. Sollten Sie ältere Texte als die oben ersichtlichen benötigen, bitte wenden Sie sich an P. Jakob per Mail. Vielen Dank.

Prior P. Jakob Deibl OSB
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