"Die Arbeit ließ in den Klöstern eigene Wirtschaftsbetriebe entstehen, die finanzielle Unabhängigkeit schenken und so auch frei machen gegenüber dem Willen einflussreicher Gönner. Sie macht uns auch frei gegenüber frömmlerischen Bestrebungen, denen der realistische Bodenbezug fehlt."

+ Abt em. Dr. Burkhard Ellegast OSB

Stiftsarchiv

Die alte Ordnung des Stiftsarchivs Melk beruhte auf der Einrichtung durch Philibert Hueber (+ 1725), der in Melk und Wien je ein Selektarchiv aufgebaut hatte. Die Doppelgleisigkeit ergab sich aus dem Regierungsstil der damaligen Äbte, die beide Residenzen fast gleichwertig frequentierten und an beiden Orten mit den nötigen Kanzleiunterlagen versehen, entscheidungsfähig sein mussten. War also die Zweiteilung administrativ bedingt und damals sicher von Vorteil, verhinderte der Selektcharakter ein organisches Weiterwachsen des Archivs, Zugehöriges konnte aus Platzgründen fast nie am richtigen Ort zugeordnet werden. Ergebnis davon waren umfangreiche Archivrepertorien, die zwar alle Stücke verzeichneten, aber selbst so unübersichtlich waren, dass sich die Sucharbeit schon im Repertorium konzentrierte. Als dann 1848 ff. die Herrschaftsarchive übernommen werden mussten, konnte man sich nur mehr mit der Errichtung eines dritten Archivs behelfen, das den irreführenden Namen Wirtschaftsarchiv erhielt. 1935 wurde das Wiener Archiv nach Melk transferiert. Nun hatte man an einem Ort fast für jeden Betreff drei Archive zu konsultieren. Die jetzige Neuordnung geht von den administrativen Provenienzen aus, die in sinnvolle Reihung gebracht wurden. An der Spitze steht die Gesamtregierung des Stiftes mit allen Stiftsämtern, denen alle Pfarren, Herrschaften und anderen Entitäten in alphabetischer Folge angeschlossen sind; neu aufgebaut ist auch aus Formatgründen die eigene Plansammlung.

Das Stiftsarchiv Melk wurde mit Ausnahme der Urkunden und einiger Spezialbestände in mehreren Transporten 1978-1980 im DASP deponiert, wo die Neuordnung erfolgte; diese Bestände umfassen 939 archivalische Bücher (60 Laufmeter), 1728 Norm-Aktenkartons, 203 Großformat-Aktenkartons und 544 Nummern Pläne in 8 Mappen.

Die Neuaufstellung des Archivs in modernen Archivräumen erfolgte 1999 unter der Leitung von Archivar Prior Pater Mag. Wilfried Kowarik OSB. Er leitete das Stiftsarchiv bis zum 20. Jänner 2018. (Nachruf des Bibliotheksteams zum Ableben vom Archivar)

Pater Ludwig Wenzl ist seit Juni 2018 Leiter des Archives im Stift Melk.

Monasterium.net

Aktivitäten im Stiftsarchiv

Die Adventszeit 2020 steht im Stiftsarchiv ganz im Zeichen von Erschließungsarbeiten zu Materialien der Pfarre Wullersdorf. Denn nicht nur P. Godhalm kehrte in diesem Jahr aus Wullersdorf zurück in das Stift Melk, sondern mit ihm auch eine große Menge unterschiedlicher Objekte und Dokumente aus dem Wullersdorfer Pfarrhof. 

Am 11. Dezember machten sich Abordnungen aus Archiv, Stiftsbibliothek und Bauamt mit vier großen Autos auf den Weg, um die Schätze vor Ort zu besichtigen, zu bewerten, zu verpacken und ins Stift Melk zu übersiedeln. Eine der Sammlungen des Stiftsarchivs ist das Möbeldepot, welches nun um ca. 20 Möbelstücke, teils aus der Barockzeit, reicher geworden ist. Auch die Bibliothek und das Musikarchiv gingen nicht leer aus und zudem fanden zahlreiche Kisten mit Geschirr, mehrere Gemälde und ein Bus voller Dokumente seinen Weg zu uns ins Stift. Nach getaner Arbeit und gestärkt von den von P. Ludwig mitgebrachten Wurst- und Käsesemmeln traten wir schließlich wieder den Heimweg an. In den letzten Tagen wurde in unseren Archivräumen für die Neuzugänge Platz geschaffen. 

Der Rest der Adventzeit (und wohl auch noch die Zeit danach) wird nun damit verbracht, die Dokumente aufzuarbeiten und in den Inventarbestand der Pfarre Wullersdorf zu integrieren. Die eine oder anderen Tasse Tee und weihnachtsmusikalische Untermalung geben dieser Aufgabe etwas nahezu Festliches.

In diesem Sinne: 
Eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit!
Beste Grüße vom Archiv-Team

 

P. Mag. Ludwig Wenzl OSB
Leiter Kultur & Tourismus und Pforte, Archivar, Gymnasialprofessor, Cellerar, Wirtschafts- und Seniorenrat

Dominika Kalteis
Archivarin