
Musikarchiv
„Fertig ist man nie“
Die Arbeit im Musikarchiv im Stift Melk braucht Neugier & Beharrlichkeit
Ordnung und Sauberkeit sind unerlässliche Prinzipien, nach denen im Musikarchiv im Stift Melk gearbeitet wird – Ersteres sichert die Wiederauffindbarkeit der Objekte, Zweiteres ist wichtig, um die Archivalien vor einem Schädlingsbefall zu schützen. „Diese und weitere Maßnahmen dienen dazu, den Bestand so lange wie möglich zu erhalten“, sagt Magdalena Weber und erklärt weiter: „Sinn und Ziel eines Archivs ist nicht vordergründig die Bewahrung des Trägermaterials für kommende Generationen, sondern vielmehr die der Informationen, dem so überlieferten Wissen, das einen unvergleichlich höheren, immateriellen Wert darstellt.“
Mit Magdalena Weber, BA BEd ist seit Jänner 2021 erstmals eine Frau im Stift Melk für das Musikarchiv verantwortlich. Es beherbergt 150 Instrumente sowie in sieben Abteilungen rund 12.000 Signaturen, darunter gedruckte und handschriftliche Musikalien, Fachliteratur, musiktheoretische Schriften.
Vielfältige Arbeit
Nach ihren Aufgaben befragt, erzählt Magdalena Weber: „Die Arbeit im Musikarchiv ist vielfältig – sie umfasst instandhaltende Maßnahmen wie die Reinigung der Objekte genauso wie die konservatorische Betreuung oder die systematische Digitalisierung bzw. Eintragungen in internationale Datenbanken.Ich setze mich aber auch inhaltlich mit dem Material auseinander – forsche, schreibe Texte. Viel Zeit nimmt die vielfältige Korrespondenz mit Wissenschaftler*innen oder Musiker*innen aus aller Welt in Anspruch; ich beantworte Fragen, übermittle gewünschtes Material, mache Führungen. Natürlich werden auch Nachlässeneu auf- und eingearbeitet.“
Sie lächelt: „Fertig ist man nie – darum sind die wichtigsten Eigenschaften Beharrlichkeit, aber auch Neugier!“ Selbstverständlich bringt die junge Studentin der Musikwissenschaft noch vielfältiges Fachwissen und Kompetenzen mit, um diesen Job ausführen zu können, bestätigt P. Ludwig Wenzl, der das Musikarchiv führt.
Musikarchiv
Während zur Musikausübung im Stift aus der Zeit vor 1700 verhältnismäßig wenig bekannt ist, entfaltete sich vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein reiches Musikleben.
Zahlreiche Werke gelangten zur Aufführung, keineswegs nur Kirchenmusik im Rahmen der Liturgie, sondern auch etwa Bearbeitungen von Opern für Streichquartett, Oratorien oder kleinere Singspiele im Rahmen von Schüleraufführungen. Die dafür notwendigen Noten wurden zu einem großen Teil aufbewahrt und bilden den Grundstock des Musikarchivs.
Zudem komponierten zahlreiche Melker Benediktiner selbst, unterhielten gute Kontakte zum Wiener Musikleben der Klassik und später des Biedermeier. Sie sammelten häufig auch selbst Musikalien und trugen damit weiter zum Archivbestand bei. Zu nennen sind etwa P. Robert Kimmerling (1737–1799), der bei Joseph Haydn Komposition studierte oder auch Abbé Maximilian Stadler (1748–1833), der mit Mozart bekannt war und später ein gern gesehener Gast in verschiedenen musikalischen Zirkeln des Biedermeier in Wien war. Für die Sammlung besonders interessant ist der Nachlass von P. Robert Stipa (1785–1850), der Kadenzen von Beethovens Handschrift abschrieb und dessen mehrere hundert Kompositionen umfassende Sammlung nahezu vollständig im Musikarchiv erhalten blieb.
Heute umfasst das Musikarchiv des Stiftes rund 10.000 Musikalien, davon rund 4000 Handschriften sowie über 50 Instrumente.
Berichte aus dem Musikarchiv
Mit Magdalena Weber, BA BEd ist seit Jänner 2021 erstmals eine Frau im Stift Melk für das Musikarchiv verantwortlich. Es beherbergt 150 Instrumente sowie in sieben Abteilungen rund 12.000 Signaturen, darunter gedruckte und handschriftliche Musikalien, Fachliteratur, musiktheoretische Schriften.
Nach ihren Aufgaben befragt erzählt Magdalena Weber: „Die Arbeit im Musikarchiv ist vielfältig – sie umfasst instandhaltende Maßnahmen wie die Reinigung der Objekte genauso wie die konservatorische Betreuung oder die systematische Digitalisierung bzw. Eintragungen in internationale Datenbanken.Ich setze mich aber auch inhaltlich mit dem Material auseinander – forsche, schreibe Texte. Viel Zeit nimmt die vielfältige Korrespondenze mit Wissenschaftler*innen oder Musiker*innen aus aller Welt in Anspruch; ich beantworte Fragen, übermittle gewünschtes Material, mache Führungen. Natürlich werden auch Nachlässeneu auf- und eingearbeitet.“
Sie lächelt: „Fertig ist man nie – darum sind die wichtigsten Eigenschaften Beharrlichkeit, aber auch Neugier!“ Selbstverständlich bringt die junge Studentin der Musikwissenschaft noch vielfältiges Fachwissen und Kompetenzen mit, um diesen Job ausführen zu können, bestätigt P. Ludwig Wenzl, der das Musikarchiv führt.
Klöster waren immer schon Orte der Musik. Heute bergen die Musikarchive unserer Stifte und Klöster hunderte Jahre alte Schätze, die nur darauf warten, gehoben zu werden. So entstand eine Frühform des heutigen Gotteslobs im Stift Göttweig. Das „Groß Catholisch Gesangbuch“ erschien im 17. Jahrhundert in zahlreichen Auflagen und war weit verbreitet.
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Dr. Johannes Prominczel, Musikarchivar des Stiftes, entdeckte vor kurzem einen Karton, der 83 Pergamentblätter mit mittelalterlicher Notenschrift enthielt. Die Neumen, wie man die aus Punkten und Strichen bestehenden Zeichen über dem Text nennt, zeigten den Sängern den ungefähren Melodieverlauf an, ohne ihn exakt abzubilden.
Die Fragmente entstammen durchwegs Pergamenthandschriften, die ursprünglich im Gottesdienst Verwendung fanden. Später aber, als sie nicht mehr gebraucht wurden, verarbeiteten sie Buchbinder in den Buchdeckeln. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts löste man die Pergamentblätter ab und bewahrte sie gesondert auf. Eine Schachtel mit neumierten Fragmenten dürfte damals den Weg ins Musikarchiv gefunden haben und dort in Vergessenheit geraten sein.
Die Wiederentdeckung der nach einer ersten Sichtung aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammenden, in der Fachwelt völlig unbekannten Fragmente ist für den Bibliothekar Pater Gottfried Glaßner eine kleine Sensation. Man darf gespannt sein auf die Erkenntnisse, die genauere wissenschaftliche Untersuchungen erbringen. Soviel kann schon jetzt gesagt werden: Die wiederentdeckten Fragmente werden das Wissen über die reiche liturgisch-musikalische Praxis und Tradition im mittelalterlichen Melker Kloster entscheidend erweitern.
Juni 2017