Thoughts on today’s reading from the Scripture

by prior P. Jakob Deibl

The thoughts which we, the Benedictine community of Melk abbey, would like to share with you here, refer to the biblical texts designated for the liturgy of the respective day (in German only).

 

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Palmsonntag und die Frage Wer ist dieser?

Für den Palmsonntag, mit dem die Karwoche beginnt, ist eine Fülle von zum Teil längeren Lesungen vorgesehen, die uns in das Geschehen der kommenden Woche hineinnehmen. Es ist nicht möglich, in diesem Rahmen all diese Texte zu interpretieren; eher müssen wir uns hineinnehmen lassen in ein Geschehen, das in Erzählungen, Riten, Gesten und Gesängen vor uns ausgebreitet wird. Im Folgenden kann ich lediglich ein paar kleine Hinweise geben, wie sich die Texte vielleicht miteinander verknüpfen lassen.

Schriftlesungen zum Palmsonntag zum Download

 

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Heute ist der dritte Sonntag in Folge, an dem wir eine lange Erzählung aus dem Johannesevangelium hören, die sich so nur in diesem Evangelium findet: Da war vor zwei Wochen zunächst die Erzählung von der Begegnung Jesu mit einer samaritanischen Frau an einem Brunner außerhalb des Ortes, die um die Frage kreiste, was lebensspendendes Wasser sei. Da war letzte Woche die Heilung eines Menschen, der blind geboren worden war. 

Schriftlesungen zum 5. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download

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Wie es im Advent mit dem Sonntag „Gaudete“ einen Freudensonntag gibt, so mit dem Sonntag „Laetare“ auch in der Fastenzeit. Der Aufruf zur Freude kommt im Eröffnungsvers vor, der früher am Beginn der Liturgie des vierten Sonntags der Fastenzeit gebetet oder gesungen wurde. Daher hat der Sonntag seinen Namen erhalten:
Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt, alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart. Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust, trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum! (Jes 66,10f)

Schriftlesungen Sonntag Laetare - ganzer Text zum Download

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In der ersten Lesung des heutigen Sonntags (Ex 17,3–7) hören wir von einem elementaren Ereignis, auf das sich der biblische Text immer wieder beziehen wird. Mose und die Israeliten sind, geführt von Gott, durch die Wüste unterwegs, aufgebrochen aus Ägypten. Der Auszug verlangt dem Volk einiges ab und gerät in Gefahr zu scheitern. Großer Durst plagt die Gruppe auf ihrem Weg. Sie klagt Mose gegenüber: „Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten heraufgeführt, um mich und meine Söhne und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?“

Gedanken zu den Schriftlesungen zum 3. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download

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Als erste Lesung hören wir heute einen biblischen Grundtext. Man könnte ihn auch als den Beginn der biblischen Geschichte bezeichnen, der nach den Erzählungen über Schöpfung, Sintflut und den Turmbau zu Babel (Gen 1–11) folgt – Erzählungen, die eher den Charakter einer Vor-Geschichte haben, einer Vorgeschichte, die niemals Gegenwart war, niemals aus der Gegenwart in die Vergangenheit gerückt ist, sondern immer schon vergangen war. Sie war zu jeder Zeit schon vergangen, weil sie allgemeine Grundcharakteristika des Lebens der Menschen in der Welt zum Ausdruck bringen.

Gedanken zu den Schriftlesungen zum 2. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download

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Das Evangelium des ersten Sonntags in der Fastenzeit (Mt 4,1–11) gibt einen möglichen Hinweis, warum die Vorbereitungszeit auf Ostern vierzig Tag dauert: Jesus fastete vor seinem öffentlichen Auftreten vierzig Tage in der Wüste. Das ist freilich selbst ein Zitat: Er geht vierzig Tage dorthin, wo das Volk Israel vierzig Jahre unterwegs war, um seinen Gott, der sich Mose im Dornstrauch offenbart hatte (Ex 3), kennen zu lernen. Es geht also um ein Kennenlernen Gottes an dem Ort, an dem sämtliche Ordnungen ausgesetzt sind. Die Wüste galt als ein Ort des Chaos (vgl. Gen 1,2: „Die Erde war wüst und wirr …“).

Schriftlesungen zum 1. Sonntag in der Fastenzeit - ganzer Text zum Download

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Seit dem 2. Sonntag des Jahreskreises, d.h. seit Mitte Jänner, hören wir jeden Sonntag eine Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth (1 Kor 3,16–23), wobei die Thematik zwar variiert wird, sich im Kern aber wenig verändert. Mit den Worten der heutigen Lesung könnten wir sie so benennen: „Die Weisheit dieser Welt [dieses Kosmos] ist Torheit bei dem Gott.“(3,19)

Schriftlesungen zum 7. Sonntag im Jahreskreis - ganzer Text zum Download

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Drei der vier für den heutigen Sonntag vorgesehenen Lesungstexte haben unmittelbar mit dem Motiv der Gastfreundschaft zu tun, wenngleich sie dieses in sehr unterschiedlichen Kontexten darstellen (Genesis 18,1–10; Psalm 15, Lukasevangelium 10,38–42); die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus (oder eher eines seiner Schüler) an die Gemeinde von Kolossä (1,14–28) ist eine motivlich davon unterschiedene Stelle mit ganz eigenem Gewicht.

Aber auch die drei Passagen, die von der Gastfreundschaft handeln, haben alle ihr eigenes Gepräge und eigenes Gewicht und wollen in dieser Weise auch ernst genommen werden. Wir können sie nicht einer noch über allen drei Stellen stehenden Ordnung – z.B.: „Gastfreundschaft in der Bibel“ – einreihen, der sie sich fügen müssten, wobei sich dann vermutlich zeigen würde, dass manche Texte dieser Ordnung besser entsprechen, andere weniger. Mittlerweile hat man sich auch davon gelöst, alle Lesungstexte eines Gottesdienstes nur auf das Evangelium hin zu zentrieren und ihnen ihr Eigenrecht dadurch zu nehmen. Wir begegnen also einer pluralen Annäherung an das eine Motiv der Gastfreundschaft.

Schriftlesungen zum 16. Sonntag im Jahreskreis zum Download

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Blickt man auf die erste Lesung des heutigen Tages, können wir einen wichtigen Aspekt, der christlichem Verständnis nicht unmittelbar einleuchtend ist, lernen: Das Gesetz ist für Israel, das von Gott erwählte Volk, Grund zur Freude und höchste Auszeichnung. Es ist nicht Last oder Einengung, sondern Ehre. Wunderschön kommt das in der Lesung aus dem Buch Deuteronomium (30,9–14) zum Ausdruck.

Die Passage, die wir heute hören, befindet sich am Ende des Buches Deuteronomium, d.h. am Ende der Thora, der fünf Bücher Mose, des von Gott gegebenen Gesetzes. Das Buch Deuteronomium, das ein Ausdruck höchster theologischer Reflexion ist, umspannt den letzten Tag des Lebens Mose. Es kann auch als sein Testament an das Volk Israel, das sich im Rahmen des Auszugs aus Ägypten bildet, angesehen werden. Unmittelbar danach erfolgt der Übergang über den Jordan und beginnt der Einzug ins verheißene Land. Der Lesungstext des heutigen Sonntags befindet sich mithin an einer neuralgischen Stelle: am Ende des Lebens Mose, des größten Propheten, und am Ausgang der Thora – dort, wo sie die Menschen in die Freiheit und Verantwortung der Gestaltung der Gesellschaft entlässt. Genau an diesem Ausgangstor findet sich eine Reflexion über die Würde des Gesetzes, die mit den Worten eingeleitet wird: „Der Herr wird dir Gutes tun.“ (Dtn 30,9). Dies ist das Vorzeichen, unter dem der gesamte folgende Text zu lesen ist:

Schriftlesungen zum 15. Sonntag im Jahreskreis zum Download

 

Denn du hörst auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, und bewahrst seine Gebote und Satzungen, die in dieser Urkunde der Weisung einzeln aufgezeichnet sind, und kehrst zum HERRN, deinem Gott, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele zurück. (Dtn 30,10)

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Paulus nimmt in jener Passage aus seinem Brief an die Gemeinden von Galatien (6,14–18), die wir heute hören, einen zentralen Gedanken des werdenden Christentums auf und spitzt ihn zu: Unter den Menschen, die Jesus nachgefolgt waren, setzte sich die Überzeugung durch, dass das Kreuz, das eigentlich für den Tod steht, durch Gottes Treue zu Christus (und letztlich zur ganzen Schöpfung) in etwas Heilvolles verkehrt wird. Paulus arbeitet dieses Motiv, das im Glauben der Menschen präsent war und in den Evangelien erzählerisch dargestellt wird, nun gedanklich aus. Er erzählt nicht die Geschichte von Tod und Auferstehung Jesu, sondern reflektiert, was sie bedeutet. Das Symbol des Todes wird zu einem heilbringenden Zeichen:
Ich will mich allein des Kreuzes Jesu Christi, unseres Herrn, rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. (Gal 6,14) 

Schriftlesungen zum 14. Sonntag im Jahreskreis zum Download

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Das Evangelium des heutigen Sonntags (Lukasevangelium 9,51–62) verbindet zwei Erzählungen, die nichts miteinander zu tun haben scheinen. Vielleicht können wir jedoch einen Punkt finden, der uns einen Zusammenhang sehen lässt.
Jesus beschließt, nach Jerusalem zu gehen. Einige aus seiner Gruppe – „Boten“, auf Griechisch „angeloi“, d.h. Engel – gehen voran, werden aber mit einer Situation der Ungastlichkeit konfrontiert: In einem nicht näher genannten Dorf wird ihnen die Aufnahme verweigert. Zwei Schüler Jesu, Jakobus und Johannes, haben die Idee, man könne Feuer vom Himmel herabrufen, das die ungastlichen Dorfbewohner vernichten möge. Jesus jedoch wendet sich um und tadelt die beiden Jünger. Sie gehen weiter in ein anderes Dorf. Damit ist klar, dass es aus christlicher Sicht keine Gewaltmaßnahen als Vergeltung geben darf.

Schriftlesungen zum 13. Sonntag im Jahreskreis zum Download

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Nach dem Pfingstfest wurden der Dreifaltigkeitssonntag und das Fronleichnamsfest gefeiert, was eine Ansammlung ziemlich bedeutender Feste in kurzer Zeit darstellt: Zunächst steht der verbindende Geist des Pfingstfestes im Mittelpunkt, der es ermöglicht, dass Menschen sich über die Grenzen verschiedener Sprachen hinweg verstehen: Hier rückt also das Verstehen ins Zentrum. Am Sonntag darauf wendet sich der Blick in besonderer Weise der Dreifaltigkeit zu, die nun allerdings sehr schwer zu verstehen ist. Es wird jedoch auch danach nicht viel einfacher. Zu Fronleichnam steht im Mittelpunkt, was ohnehin die Mitte jeder Messe ist: Der paradoxe Gedanke, dass Brot und Wein zu Leib und Blut Christi werden, obwohl man an ihnen keine Veränderung sieht. So viele große Feste mit so wichtigen, aber so schwierigen Inhalten, die in diesen zehn Tagen in geballter Weise auf uns eintreffen! Worum kann es da an einem Sonntag im Jahreskreis, wie es der heutige ist, überhaupt noch gehen? Halten wir uns an die Lesungstexte.

Schriftlesungen zum 12. Sonntag im Jahreskreis zum Download

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Das Fronleichnamsfest ist ein etwas eigenartiges Fest. Es stellt im Rahmen einer Eucharistiefeier in den Mittelpunkt, was eigentlich jede Eucharistiefeier ohnehin ist – eine Mahlfeier mit den Gaben von Brot und Wein, die am Rahmen dieser Feier, folgt man der christlichen Überzeugung, in Leib und Blut Christi verwandelt werden. In diesen Gaben ist Christus selbst in der feiernden Gemeinde präsent. Das feiern wir in jeder Eucharistie. Das feiern wir zu Fronleichnam – freilich mit besonderer Feierlichkeit und viel an Brauchtum.

Man kann sich als glaubender Mensch ganz auf das Fronleichnamsfest einlassen, im Gehen an der Prozession teilnehmen, den Duft der Birken riechen, die meist am Wegrand oder in der Kirche aufgestellt sind, die Prozessionslieder mitsingen und schließlich die Eucharistie in der Gestalt des Brotes schmecken. 

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Der Sonntag nach Pfingsten wird Dreifaltigkeitssonntag genannt. Von der Dreifaltigkeit heißt es meistens, sie schwer zu begreifen, sie sei schwer vorstellbar. Dabei scheint es Menschen, die dem christlichen Glauben angehören, ähnlich zu gehen wie Menschen, die eine andere oder keine Religion haben. Allenfalls finde man Bilder, die die Trinität verdeutlichen sollten, diese funktionieren dann aber doch wieder nicht und verwirren vielleicht sogar mehr. Mich erstaunt manchmal, dass man bei der Frage, was denn Dreifaltigkeit meine, kaum auf die biblischen Texte zurückgreift. 

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Die Texte für die Liturgie am Pfingstsonntag sehen zu Beginn die klassische Pfingsterzählung vor, die sich in der Apostelgeschichte findet (Apg 2,1–11). Die Anhänger Jesu, die sich nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt langsam wieder fanden, waren alle an einem Ort zusammen und machen dabei eine Erfahrung der Öffnung. Sie gingen hinaus und begannen in einer Weise zu sprechen, die etwas Verbindendes hatte: Menschen unterschiedlicher Sprachen konnten sie – über die Grenzen der Sprache hinweg – verstehen. Freilich ist auch dieses Geschehen nicht eindeutig, kein klarer Beweise für Gott und kann unterschiedlich interpretiert werden, wie die Reaktionen zeigen. Der Schluss der Stelle, der im Gottesdienst zu Pfingsten meist nicht mehr gelesen wird, lautet: „Alle gerieten außer sich und waren ratlos. Die einen sagten zueinander: Was hat das zu bedeuten? Andere aber spotteten: Sie sind vom süßen Wein betrunken.“ (Apg 2,12f) Dies weist uns auf eine tieferliegende Schwierigkeit: Tatsächlich gibt es weder in den Heiligen Schriften Israels noch in den Schriften des Neuen Testaments eine eindeutige Lehre vom Heiligen Geist und seinem Wirken. Folgen wir darum den liturgischen Texten des heutigen Sonntags und fragen, wie sie uns helfen können, mit der Ratlosigkeit am Ende der geschilderten Szene umzugehen.

Schriftlesungen zum Pfingstsonntag zum Download

Prior P. Jakob Deibl OSB
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