Restaurierung Bibliothek Stift Melk | 2022 - 2032
Start der vierten Etappe - Räume für die Wissenschaft
Im Stift Melk tagte am Freitag, den 11. April 2025, das Kuratorium, welches anlässlich der Restaurierung der Stiftsbibliothek Melk installiert wurde. Vertreter*innen des Landes Niederösterreich, des Bundesdenkmalamtes, des Fördervereins Ex Litteris Immortalitas, der Bezirkshauptmannschaft, der Stadtgemeinde und des Benediktinerstiftes Melk gaben dabei die vierte Etappe des Restaurierungsgeschehens 2025 und deren Finanzierung offiziell frei.
Im vierten Jahr der Bibliotheksrestaurierung wird Denkmalpflege mit modernster Wissenschaft verbunden. Abt Georg Wilfinger betonte die Bedeutung der Wissenschaft für das Stift Melk: „Einerseits ist seit dem 12. Jahrhundert hier eine Schule belegt, die bei aller Veränderung über die Jahrhunderte hinweg bis heute mit 840 Schülerinnen und Schülern und 90 Professorinnen und Professoren Bestand hat, andererseits wurde seit jeher mit großer Neugierde geforscht.“ Bis zum heutigen Tag bestehe die Stiftsbibliothek als ein international genutztes Wissenszentrum, als ein Ort der Forschung und Begegnung.
Als Vorsitzende des Kuratoriums betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, dass sich Niederösterreich aufgrund seiner zahlreichen Klöster und Stifte mit Stolz als „Klösterreich“ bezeichnen dürfe. Dies bedeute Verantwortung und Verpflichtung gleichermaßen. Das Stift Melk, als identitätsstiftendes Kulturjuwel und spirituelles Zentrum, nimmt dabei einen besonderen Stellenwert für das Land ein. Es gelte, diesen kulturellen und historischen Schatz für kommende Generationen zu bewahren. Mikl-Leitner gab bekannt, dass für die aktuelle Restaurierungsetappe 1,14 Millionen Euro für denkmalpflegerische Arbeiten veranschlagt sind, wovon das Land Niederösterreich anteilig 25 % der Kosten übernimmt. Damit stehe das Land dem Stift Melk als verlässlicher Partner zur Seite – denn, so Mikl-Leitner weiter, Investitionen in die Denkmalpflege seien zugleich Investitionen mit nachhaltigem Mehrwert.
Einen wichtigen Beitrag leistet auch der Förderverein Ex Litteris Immortalitas, der sein Spendenziel 2024 erreichte und zweckgebunden 100.000 Euro an das Stift Melk überweisen konnte. Präsident Erwin Hameseder betonte, dass der Erfolg auf einem breit angelegten Fundraising-Konzept beruhe und die Gemeinschaft jener Menschen stetig weiterwächst, denen der Erhalt der Stiftsbibliothek ein ebenso großes Anliegen ist. Als ein Erfolgsprojekt nennt Präsident Hameseder die Buchpatenschaften - bisher wurden über 90 Patenschaften abgeschlossen. Diese Unterstützungsmöglichkeit bietet eine direkte Verbindung zur Bibliothek, denn durch einen namentlichen Eintrag ins gewählte Buch schreiben sich Paten und Patinnen in die Geschichte des historischen Buchbestandes ein.
Als Ziel des Vereinsvorstandes nennt Präsident Hameseder, weiterhin Menschen und Unternehmen davon zu überzeugen, zum Erhalt der Stiftsbibliothek Melk beizutragen.
Abt Georg Wilfinger dankte allen, die in das Restaurierungsprojekt involviert sind, aber auch allen, die es auf vielfältigste Art unterstützen.
Die vierte Bauetappe im Detail
Mit der Adaptierung und Instandsetzung der Büroräumlichkeiten entsteht eine zukunftsweisende Infrastruktur für Forschung und Kulturgüterschutz. Dabei werden sowohl der gesamte Fußbodenunterbau als auch die technische Ausstattung erneuert. Eine Erweiterung der barocken Steinwendeltreppe in Stahl schafft die Anbindung an ein weiteres Stockwerk. Dadurch werden bibliothekarische Abläufe optimiert und Arbeitswege verkürzt. Restaurierungsmaßnahmen erfolgen zudem an Wandmalereien, historischen Türen, Fenstern und dem Steinboden.
Auch in diesem Jahr werden unter fachkundiger Leitung erneut 10.000 Bücher gesichtet, gereinigt und auf Schäden untersucht. Geprüft werden Papierqualität, Bindung und ein möglicher Schädlingsbefall. Besonders aufwendige Restaurierungsmaßnahmen erhalten etwa 140 Bände mit Papp-, Leder-, Halbleder- und Pergamenteinband. Eine weitere große Aufgabe stellt 2025 die Umlagerung der Bücher aus den Haupträumen der Bibliothek dar, um dort planmäßig 2026 mit den Arbeiten beginnen zu können.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung wertvoller Buchbestände. Im Fokus stehen unikale Manuskripte aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, die bislang noch nicht in einschlägigen Forschungsdatenbanken erfasst sind. Die thematische Spannbreite reicht vom theologischen Traktat zur schöngeistigen Lyrik über die astronomische Beschreibung bis hin zur praktischen Anleitung zur Bewirtschaftung von Haus und Garten.
Mittels handschriftenspezialisierter Instrumentarien der Digitalisierung sollen bislang unbekannte oder schwer zugängliche Werke systematisch erschlossen werden. Ziel ist es, die Anzahl an Volldigitalisaten zu erweitern und eine allgemeine, unkomplizierte Zugänglichkeit für die »scientific community« sowie die interessierte Öffentlichkeit zu ermöglichen. Auf diese Weise werden Forschung und Breitenwirkung gestärkt, während der konservatorisch heikle Bibliotheksbestand geschont wird.
Weitere Fotos zum Kuratorium sind hier zu sehen. (c) Franz Gleiß